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Wenn A, dann B

Eine der größten Fallen im Leben ist tatsächlich zu meinen, daß Schlüsse, die man gezogen hat, auch für die Zukunft gelten, weil man etwas ja schon angeblich durchschaut hat. Wenn A, dann B...

Ich weiß, etwas ist so, deshalb verhalte ich mich in Zukunft so und so; Veranstaltungen dieser Art sind doof; mit Menschen, die jenes machen und denken, will ich nichts zu tun haben; diese Art von Menschen lehnen mich ab, weil ich weiß, daß ihnen dieses und jenes an meiner Denkweise nicht gefallen wird usw. usf. All das sind Schlüsse, die Optionen des Lebens für mich ausschließen und meinen Spielraum damit im vornherein einschränken. Vor allem schade ich mir selber, indem ich mich auf die Art und Weise aus den Geschehnissen zurückziehe.

Aufgrund vergangener Erfahrungen mag es vielleicht sein, daß sich etwas in der Zukunft wiederholen könnte, was mir vielleicht nicht gefällt, aber dennoch ist es immer falsch zu folgern, daß es so sein muß, weil ich nie wissen kann, was passiert. Keiner kann das. Selbst der weiseste Mensch der Menschheitsgeschichte nicht.

Das mit den Frauen ist hier ein gutes Beispiel: Weil ich in der Vergangenheit oft schlechte Erfahrungen mit Frauen gemacht habe, diese desinteressiert reagierten, mich kritisierten oder gar nicht auf meine Anfragen antworteten, folgere ich nun, daß wohl sehr wahrscheinlich alle Frauen so reagieren werden, weil sie bei mir etwas wittern, was sie magnetisch abstößt, ich mit Frauen in diesem Leben einfach nicht kompatibel bin.


Der Schluß ist dann: Ich ziehe mich einfach zurück, weil alles andere sowieso nicht funktioniert. Ich habe "verstanden", daß mich Frauen ablehnen und brauche deswegen auch meine Energie da nicht unnötig investieren.

All das ist falsch, weil es fixe Ansichten sind, wo ich mir meine Erfahrungsmöglichkeiten selber bereits einschränke. Das machen nicht die Frauen. Auch nicht die Leute im Sportverein, die vielleicht dumme Verhaltensweisen hatten, und weswegen ich den Verein dann verlassen habe. Sondern ich nehme mir selber die Möglichkeit der Interaktion. Unterschwellig steckt dahinter sicher auch die Erwartungshaltung, daß ich möchte, daß die Interaktion so verläuft, wie ich es gerne hätte. Und weil das so meist eben nicht passiert, weil Menschen eben so sind, wie sie sind, bin ich ärgerlich, und ziehe mich zurück, was dann mitunter auch eine Trotzreaktion ist.

Trotzreaktionen bzw. Beleidigt-sein oder Schmollen sind mit die stärksten Ego-Manöver, die ich von mir kenne. Von der Umwelt kommt eben nicht die erwartete Reaktion. Eigentlich bin ich ja ein guter Mensch, jemand, der viel mehr Bewunderung verdient hätte, aber leider erkennen die meisten Menschen das ja nicht. Ich hätte eigentlich viel mehr Leser, Abonnenten oder Videozuschauer verdient, aber ich werde verkannt. Andere können alles viel besser, sind beliebter, haben viele Freunde, soziale Kontakte, schauen besser aus, sind erfolgreicher, auch bei Frauen, aber ich kann das alles nicht, ich bin sooo arm dran...

Das hängt alles miteinander zusammen, wie ich jetzt sehen kann. Denn diese Gedanken habe ich nicht gerade selten. Im grunde ist wirklich egal, wie die Umstände sind, denn wichtig ist - und das habe ich vor allem durch den spontanen Doch-Demobesuch am Samstag gemerkt - daß es um mich geht, und nicht, wie andere reagieren. Es ist dann sogar irgendwie auch lustig und spannend, wenn andere unerwartet reagieren, einen vielleicht sogar hassen, weil ich dann durch den Umgang damit wieder was lerne. Wie gehe ich z. B. mit solchen Reaktionen um? War auf der Demo z. B. ganz interessant, weil ich das Gespräch in dem Moment, wo es anfing auf eine Diskussion hinauszulaufen, einfach abbrach, mich zum Fotografieren hingestellt habe. Im nachhinein das Beste, was ich hätte tun können.

Wenn ich Spaß und Freude im Hier und Jetzt habe (das ist wichtig! Nicht irgendwann, wenn B, C oder D eintritt, z. B. wenn ich Person X überzeuge), dann hat sich der Sinn bereits erfüllt. Wenn ich mich mit meinem Schluß im Recht fühle, bin ich, wenn ich mich ehrlich frage, nicht wirklich zufrieden. Der Intellekt vielleicht, ja, der fühlt sich stark, aber dem würde dafür auch ein gelöstes Kreuzworträtsel reichen.

Es gibt dann nichts Bestimmtes mehr zu tun. Ich kann weiter bleiben, z. B. auch im Sportverein, kann mit Frauen interagieren, so oft ich will, kann auf Demos gehen, mir dort beim nächsten mal vielleicht doch Wortgefechte liefern, kann irgendetwas total Bescheuertes machen: Wenn ich das Gefühl habe, mit mir damit im Einklang zu sein, dann ist das gut. Erfolgt etwas jedoch aus einer Art Gedankenschema aufgrund eines vorher gezogenen Schlusses, ist der Verstand am Steuer und damit das öde, immergleiche Schablonendasein, das ich schon kenne. Wo alles vorweggenommen und "klar" scheint. Was aber eigentlich todlangweilig ist.

Ich bin kein Weiser, der nur noch in seinem Zimmer hocken kann, weil er die weltlichen Dinge hinter sich gelassen hat, sie nicht mehr braucht. Vielleicht habe ich mir durch viele Verletzungen, die ich mir durchaus in dieser deutschen Gesellschaft zugezogen habe, angewöhnt, lieber auf Abstand zu gehen, lieber mal die Klappe zu halten, lieber mal ruhig in der Ecke zu stehen und zu beobachten. Die sogenannte Spiritualität dient dann als Zementblock dieser lebensverweigernden Einstellung, wo ich mich dann in dieser Art Rolle verkriechen kann, nichts mehr machen muß.

Und sicher, es ist hin und wieder gut, auch nichts zu machen, und ich merke, daß ich da immer wieder hin zurückfinde, weil mir alles andere auf Dauer oft wirklich zu viel ist, aber die Phasen, die aktiv gestalten werden wollen, die habe ich sicher noch lange nicht ausgeschöpft. Da warten noch Welten, wenn nicht Universen auf mich...

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