An den Gräbern der meisten Menschen trauert tief verschleiert das ungelebte Leben....
Sehenswertes Interview mit Monika Gruber (bayerische Kabarettistin). Sehenswert vor allem deshalb, weil diese Frau einiges zu sagen hat, über Lebens- und Karriereentscheidungen, und wie wichtig es ist, an diesem Punkt aufrichtig mit sich selber zu sein, indem man sich fragt: Was will ich eigentlich wirklich in meinem Leben machen?
Sie beschreibt das aus ihrem Leben mit ihrem starkem Entschluß, Schauspielerin werden zu wollen, was sie erst mit 27 dann auch konkret anging, und ihre bisherige Karriere als Fremdsprachenkorrespondentin dafür an den Nagel hängte, was hieß, sich finanziell nun komplett neu ordnen zu müssen. Der Wille das andere auszuprobieren war jedoch so kompromißlos, daß sie all diese Risiken und Schwierigkeiten auf sich nahm, um ihre Vision leben zu können.
Auf mich übertragen muß ich deutlich sagen: So ein glasklares Talent wie sie habe ich leider nicht. Etwas, wo ich sage: Das muß ich beruflich unbedingt machen! Damit will ich meinen Lebensunterhalt bestreiten, das will ich rund um die Uhr machen! Sicher, ich habe viele verschiedene Interessen, aber nicht das Eine, dem ich mich einzig und allein widmen wollen würde. Trotzdem fühle ich mich mit ihrem inneren Drang sehr verbunden z. B. als sie meinte, daß ihr alter Job sicher nicht schlecht war, er interessant war, sie aber auch immer gespüt hat, daß das nicht wirklich ihr richtiges Umfeld, ihre eigentliche Heimat war. So wie sie es beschreibt fühle auch ich hin und wieder.
Der Punkt ist sicher nicht, jetzt überstürzt irgendwie seinen Job zu kündigen, oder irgendetwas anderes zu machen, nur um es zu tun. Veränderung alleine muß nicht immer helfen, besonders auch aus einem Verstandesschluß heraus, und besonders auch ohne konkrete, positive Aussicht, wofür man sich dann eben entscheidet. Der Punkt, der hier wichtig ist, ist viel eher innerlich nicht abzusterben, und sich nicht den Mut zu scheinbar irrationalen Lebensimpulsen von einer Gesellschaft nehmen zu lassen, die dem Totenkult der Selbstverleugnung huldigt, insbesondere in diesen immer dunkler werdenden Zeiten. Der Einzelne ist nicht da stark, wo er sich gängigen Ansichten und Konventionen der Mehrheit anschließt, sondern wo er sich selber gegenüber ehrlich Rechenschaft ablegt. Das kann auch sein: Gut, ich mache vielleicht einen Job, der mir vielleicht zu 60% liegt, aber ich halte weiterhin die Ohren steif, in meiner Freizeit, in sonstigen Aktivitäten, die ich unternehme. Solange ich profitiere, nehme ich mit, was ich kann, und erfreue mich den dadurch gegebenen Möglichkeiten, selbst wenn es vielleicht nur finanzieller Spielraum ist. Aber ich überprüfe meine Situation, nehme nicht alles einfach nur apathisch und jammervoll hin. Diese Überprüfung ist aktiv, nicht passiv, erfordert Energie. Das passiert nicht von alleine. An dem Punkt habe ich - wie ich jetzt merke - Nachholbedarf.
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Am Ende noch interessant: Erfahrungen mit Kommentatoren in Facebook, einer durch und durch verkorksten Plattform voller Gift, Haß und Neid. Zum Glück habe ich meinen dortigen Account vor einigen Wochen gelöscht, und vermisse nichts.
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