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Kraftvoller Stillstand


Es ist sehr wohltuend, wenn alles mal zur Ruhe kommt. Im wahrsten Sinne des Wortes, wenn es draußen tatsächlich eher still wird, aber auch innerlich, wenn nicht mehr die neusten Themen und Nachrichten verfolgt werden. Wenn sich alles einfach mal so setzen kann, wie es ist.


Hier merke ich, wie ich da erstmal auch durch eine eher als unangenehm empfundene Phase muß, weil dieser Antrieb zum Tun so nicht mehr weiterhilft. Es gibt jetzt eben nichts zu tun. Dieses ständige Weiter, Besser, Höher, Neuer, Mehr, welches einem hier in Deutschland immer gerne als Fleiß und "Disziplin" verkauft wird, ist mehr eine Krankheit. In Wahrheit ist es ein völlig stures und seelenloses Programm, das ohne Sinn und Freude "halt so gemacht wird", weil es so von einem verlangt wird. Es ist Zwang und Konditionierung für Roboter, nichts anderes. Die ganze deutsche Geistesgeschichte zeigt ja, daß das zwar zu technischem Fortschritt und relativem Wohlstand, aber nicht zu einer Emanzipation der Lebenskraft Einzelner geführt hat, denn sonst hätten wir z. B. nie und nimmer derzeitige Umstände.


Bei anderen Deutschen sehe ich das sehr stark, z. B. wenn sie auch für ihre freien Tage sofort die nächsten Projekte angehen, weil sie diese Leere nicht ertragen können, in der ja scheinbar nichts passiert. Das Verrückte ist dann, daß ich dann immer denke, ich könne mit denen allen nicht mithalten, wäre eben nicht besonders interessant oder "proaktiv", wobei sie es letztlich sind, die es nicht mal ein paar Sekunden mit sich aushalten. Und wie soll so jemand, der noch nie Kontakt mit sich aufgenommen hat, jemanden zu etwas Wesentlichem führen können?


Aber lassen wir die Deutschen und ihre "Maßnahmen" mal beiseite. Die sollen sich ruhig beschäftigt halten. Was mir wirklich gut tut, ist, diesen ins Leere laufenden Strom wie einen Fluß an mir vorüberziehen zu lassen, denn das ist es letztlich. Die Gedanken des Mainstream, die ganzen künstlich erzeugten Probleme, wie auch all meine Reaktionen und Überlegungen dazu: Alles ein Rattern in meinem eigenen Verstand. All die Leute, die da selbstvergessen ihr Radio hören, ihre Zeitungen lesen, den Fernseher einschalten, oder vom Smartphone bannen lassen: Tick, tick, tick, so rastet auch bei mir das Gedankenkorsett ein, und schnürt mehr und mehr auch meine Aufmerksamkeit ab, lenkt sie auf diese völlig idiotischen Augenmerke.


Das Ding ist nämlich: Ich habe damit doch gar nichts zu tun. Ganz im Gegenteil: Wenn ich z. B. sehe, wie letztens im Livestream von GLR sich so ein Typ auf mich einschießt - der nicht nur vom Namen her, sondern tatsächlich "voll im Verstand" ist - dann kann ich das nur als absolute Bestätigung und Anerkennung sehen, denn wozu hat so jemand überhaupt einen Grund, so etwas zu tun, wenn da nichts Substanzielles wäre? Er könnte doch abschalten und sein Leben leben, wenn alles so schlecht ist, was ich oder jemand anderes sagt. Tut er aber nicht, sondern er kommt ja an und reibt sich.


Na, wenn das keine Lehre ist, was dann? So ein Mensch soll sich doch ruhig reiben und abarbeiten. Ich kann mich daweil schön entspannt zurücklehnen, denn meine Arbeit ist getan. Mir bleibt nur der zu sein, der ich ohnehin schon bin. Das muß auch nicht passiv sein, kann sich auch aktiv ausdrücken, hat dann aber nichts mehr mit der Ebene dieser Leute zu tun, die sich dann in ihrem Verstand endlos verstricken und selber unglücklich machen. Die Lösung ist da, und wenn sie die nicht wollen, dann ist das ihre Sache.


Ich kann in mir ruhen, was für mich aber keine Selbstverständlichkeit ist: Jahrelang habe ich mich selber ungemein unter Druck und Zugzwang gesetzt, jetzt endlich mal in die Gänge zu kommen, quasi mit der Hauruck-Methode zu Schritten genötigt, nur um mir selber zu beweisen, daß ich doch kein Versager bin. Am Ende hat mich das jedoch nur von mir selber entfernt, und die eigentlich naheliegenden Antworten verdeckt. Die sind nämlich so direkt und klar vor der eigenen Nasenspitze, daß jedes Manöver immer schon ein Abirren und "Zuviel" bedeutet hat.


Dieses Einfach-still-und-aufmerksam-sein birgt weit mehr Kraft, als erstmal zu erahnen ist.


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