Mir kommt sehr oft unter, daß Konflikte irgendwie schlecht und ungewünscht sind, und deswegen aus der Welt geschaffen gehören: Sei es mit Kollegen, in der Familie, in der Gesellschaft. Es bauen sich unterschiedliche Erwartungen auf, was, wie zu passieren hätte, und das stört und gehört behoben, „harmonisiert“.
Der Punkt ist nur: Menschen haben nun mal hin und wieder Reibungspunkte, und das auch völlig zurecht. Es gibt Menschen, die wollen bestimmte Überzeugungen und ihre Verhaltensnormen auf dich übertragen z. B. Masken-Tragen, Sich-Impfen-Lassen, und jeder, der da nicht böse wird und die Zähne zeigt, bei dem ist doch einfach nur noch innerlich etwas Entscheidendes abgestorben.
Unter dem Aspekt gilt dann aber der als Störenfried, Egoist und Harmoniegefährder, der dann den Mund aufmacht, oder die moralische Forderung hinterfragt, wobei derjenige letztlich nur der ist, der das Problem ans Licht bringt, es ja nicht erzeugt. Er wird aber als jemand behandelt, der das Problem geschaffen hat, was er nicht ist.
Daß Reibungen enstehen, ganz egal in welchem sozialen Milieu, ist unter diesen Aspekten betrachtet, daher kein Problem, sondern erst das Zeichen, daß überhaupt Leben in die Bude kommt. Immer nur Lächeln und Grinsen und Sich-den-Ast-Ablachen ist das beste Zeichen dafür, daß der Tod Einzug gehalten hat, kein menschliches Erfahrungsspektrum mehr vorhanden ist. Oder wo entsteht noch ein Bild, wenn nur mit weiß gemalt wird?
Nein, es braucht unbedingt die, die ausscheren, die als Menschen ihr So-Sein feiern, die auch mal wütend, ungehalten, unfreundlich werden, weil das Leben genauso ist. Ich verstehe nicht, wieso von Menschen erwartet wird, anders als das Leben zu sein? Das Leben ist nämlich nicht immer nur nett, es gibt Raubtiere, es gibt Krankheiten, es gibt das Sterben, es gibt wie gerade eben draußen gesehen Amseln, die wie völlig verrückt, wild und ungehalten durch die Gegend fliegen und zwitschern als gäbe es kein Morgen. Da gibt es nicht das Geringste zu bewerten.
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