Die eigentliche Krankheit, das eigentliche Virus, das in der Gesellschaft grassiert, ist das Ego.
Das wurde jetzt schon öfter thematisiert, aber es ist einfach so und gehört auch nicht verschwiegen – umso mehr, da es in der Gesellschaft erst recht kein Thema ist.
Es ist dort kein Thema, und das, obwohl letztlich alle darunter leiden, denn jeder leidet mehr oder weniger unter dieser Krankheit. Die Einführung der Maske neuerdings ist nichts weiter als Ausdruck des Egokultes in der Masse, die der Persona frönen.
Im antiken griechischen Theater benutzten die Schauspieler typisierte Masken, um die Gefühle ihrer Rollen besser zum Ausdruck zu bringen. Diese Art der Maske wird als persona bezeichnet.
- aus Maske (Wikipedia)
Wie ich schon beschrieben habe ist Ernüchterung oder Demütigung die Medizin, die einen Menschen wieder von diesem hohen Roß der Person - dem angeblichen „ Bescheidwissen“ - herunterholt, und wieder in die Natürlichkeit zurückkehren läßt, da, wo kleine Kinder oder Tiere sowieso schon immer sind. Da der Standard-Erwachsene das jedoch durch seine Aufgeblasenheit schon lange vergessen hat, kann eine Heilung nur durch die genannte bittere Medizin eintreten, was oft auch gegen den Willen des Menschen abläuft, denn keiner tut sich das freiwillig ein.
Ich merke z. B. bei mir, daß ich keine andere Möglichkeit sehe, und deshalb das tue, was ich tue. Ich weiß, daß ich die Krankheit genau wie alle um mich herum habe, und deswegen auf die Medizin angewiesen bin, die mir das Leben anbietet, ob es mir schmeckt oder nicht, ob ich damit einverstanden bin oder nicht.
Ein angehender Schüler sagte zu Dhun-Nun, dem Ägypter: "Mehr als alles in der Welt wünsche ich mir, zum Weg der Wahrheit zugelassen zu werden." Daraufhin sagte Dhun-Nun: "Du kannst dich unserer Karawane nur anschließen, wenn du zuerst zweierlei akzeptierst. Erstens, daß du Dinge tun mußt, die du nicht tun möchtest. Und zweitens, daß du nicht tun darfst, was du gerne tun möchtest. Dieses 'Mögen' ist es, was zwischen dem Menschen und dem Pfad der Wahrheit steht."
- Die Karawane; Idries Shah: Denker des Ostens, S. 128
Diese Ernüchterung muß gar nicht mal ein bestimmter Mensch verursachen, sondern jede Situation im Leben kann das bewirken: Streß im Beruf, sogar Verantwortung und Erfolg im Beruf, emotionale Trigger in Beziehungen, Hochkommen von Traumatisierungen, tatsächliche Unfälle, Verletzungen oder Krankheiten, Schicksalsschläge oder auch die derzeitige politisch ausweglos erscheinende Situation können bewirken, daß ich durch die Intensität oder die Krise wieder auf dem Boden der Tatsachen und damit bei dem, was ich wirklich bin, ankomme.
Besonders, was die Gesellschaft angeht, ist das nun ein unvermeidlicher Vorgang, denn den Menschen in der Masse ging es viel zu lange viel zu gut; sie wurden bequem, was sie hat undankbar bis hin zu arrogant werden lassen, so daß es vom Leben höchste Zeit war, daß sie mal einen auf den Deckel bekommen, was nun zunehmend passiert. Es ist aber meiner Beobachtung bei weitem noch nicht genug, denn dafür müßte es den Menschen noch weit dreckiger gehen, als daß sie paar Mäskchen aufsetzen müssen und sie ihre Hobbies nicht mehr ausführen können. Aber meinem Gefühl nach ist die Logik des Lebens zurzeit so, daß sich das noch zunehmend verschärft, was aber gar nicht schlecht ist, denn es muß durchaus mal eisige Kälte her, damit wieder so wie dieses Wochenende die wärmenden Sonnenstrahlen geschätzt werden können.
Es sollte aber klar sein, daß alleine durch unangenehme Trigger diese Erlebnisse noch lange nicht zu Verständnis führen. Menschen mögen sich vielleicht in späteren Zeiten nach der nun harten Ära besser oder dankbarer fühlen, aber das alleine heißt natürlich nicht, daß da beim Einzelnen ein Erkenntnisprozeß stattgefunden hat. Dafür braucht es auch einen entsprechenden Verständniskontext, der alleine durch das, was im Sein stattfindet nicht ersetzt werden kann.
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