Zurzeit merke ich, daß ich (zumindest unter der Woche) gut aus dem Bett komme. Der Schlaf ist nicht immer sehr tief, und ich wache ein- bis zweimal auf und schaue auf die Uhr. Generell reichen mir sogar fünf bis sechs Stunden Schlaf, denn in den Tagesaktivitäten ist die Energie so hoch, daß Müdigkeit bis zum Abend nicht mehr aufkommt. Am Wochenende schlafe ich dafür deutlich länger, was mir dann sehr gut tut.
Ein Bekannter hat mir von sich aus erzählt, daß er in der Nacht genauso mindestens einmal aufwacht, was ihn aber sehr gestört hat. Bei ihm konnte ich die Verstandesbewertung sofort sehen, denn wieso "sollte" man durchschlafen? Wieso sollte alles harmonisch und so sein, wie es wohl irgendein Lehrbuch sagt? Was ist so schlimm daran, auch mal weniger zu schlafen? Was ist schlimm an Müdigkeit?
Ich konnte bei ihm sehr oft diesen lamentierenden, mit den Umständen hapernden Tonfall miterleben, was ich dann aber meist übergehe: Da zwickt wieder was, da muß es leider schon wieder regnen, da ist wieder etwas nicht so wie erwartet, und alles ist immer ungemein wichtig und dramatisch. Nun kann ich nicht sagen, daß ich das nicht auch habe, z. B. Ärger, wenn ich mich wo anhaue, oder ein Steinchen im Schuh habe, oder durchnäßt werde, aber das künstlich zu verstärken und auch alle in meiner Umgebung deswegen mitleiden zu lassen finde ich immer extrem anstrengend. Die Dinge sind halt so, das ist eben: Das Leben. Da gibt es halt Regen, Kälte und auch Stiche, Schmerzen, unbequeme Positionen, nervige Leute usw.
Das große Geheimnis, wo derjenige mir aber schon lange nicht mehr zuhört, ist: Solange ich keinen Widerstand dagegen aufbaue, ist damit auch kein Problem gegeben. Fertig ist die Geschichte. Es ist natürlich leichter gesagt als praktisch gelebt, denn wie oft redet der Verstand einem ein, dieses, mein Leben, sollte natürlich ganz anders sein, mit anderen Leuten, anderen Umständen, vor allem schöner, glücklicher, angenehmer, im perfekten Job, im perfekten Hobby, wo auch immer. Das muß halt in dem Moment als Trick erkannt werden, in dem das Manöver auftaucht, und ich bin frei, und schon da, wo ich immer sein wollte. Auch und besonders in diesen als unangenehm interpretierten Umständen.
Mir kommt noch: Es ist immer der Körper, der mich oder meinen Bekannten da diktiert. Ich will ins Warme, ich will was zu essen, ich will schlafen, ich will keine Schmerzen, das steht mir zu, mir steht Urlaub zu, mir steht eine Zigarette zu, mir stehen sexuell zugängliche Frauen zu. Der Körper will, braucht, muß, usw. usf. Wie jämmerlich sich dem die ganze Zeit unterzuordnen. Klar, Essen braucht man, auf Toilette muß man, Schmerzen will man nicht, wenn es kalt ist will ich ins Warme, wenn ich keinen Sex habe, will ich Sex. Das ist alles klar, verständlich, und Ok. Aber dieses übertrieben wichtige Aufspielen ist wirklich peinlich, denn es ist ja die nüchterne, natürliche Tendenz eines jeden Lebewesen, und da bin ich ja nichts Spezielles, also wieso habe ich ausgerechnet immer das Recht dazu, das auch einfordern zu können, oder mit dieser Tendenz wehleidig zu klagen?
Auch das Souveräne Integral hat dazu ein Video gemacht, genannt "Was ist jetzt da? Unruhe und Getriebenheit" in dem er genauso über diesen Mechanismus spricht, der z. B. Unruhe, oder auch sexuelle Spannung, aufgestaute Wut, dieses Gefühl, kurz vorm Platzen zu sein, negativ bewertet, d. h. ein Zustand ohne das, wird angestrebt, denn diese ganzen Dinge, die da in einem zugange sein, die will ich doch nicht, die sind doch nicht das Zeichen einer souveränen, starken Persönlichkeit, die ich aber doch mir und anderen gerne präsentieren würde. All diese genannten Gefühle habe ich bisher leider auch meistens als negativ bewertet. Aber auch sie gehören wie Schmerzen, oder Regenwetter zum Komplettpaket des Lebens dazu.
Wie gesagt: Das, was ich hier beschreibe, praktisch zu realisieren, jeden Tag draußen im Alltag, ist eine andere Hausnummer. Mich überkommt z. B. öfter auch mal Traurigkeit oder auch Widerwillen morgens aufzustehen, in die Kälte zu gehen. Da zeigt sich dann, wie frei ich wirklich bin, wie weit ich noch mit meinem Verstand, oder wie oben beschrieben Körper, identifiziert bin, der in diesen Momenten das Lamentieren anfängt. Auch das ist Ok, wichtig ist nur: Sehe ich das. Sehe ich vor allem den Irrsinn, Energie in etwas zu investieren, das nirgendwo hinführt, nur Frust und Ohnmacht verstärkt. Wird die Energie nicht eher gebraucht, um z. B. den Körper zu wärmen, wenn ich naß bin, oder eine Wunde zu heilen, wenn ich mich angehauen habe? Stattdessen wird gelabert und gelabert, sinnlos Sprache formuliert.
Es ist wirklich absolut verrückt, und deshalb umso wichtiger, diesen ganzen Müll, den aber so gut wie alle um einen herumschleppen, endgültig hinter sich zu lassen. Ansonsten verspielt man sich die Chance, sich seines Lebens jemals noch froh zu werden.