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Das Sich-unglücklich-Machen


Ich habe die schlechte Marotte des Mich-unglücklich-Machens. Im Grunde lebe ich zurzeit genau das Leben, welches ich mir gewünscht habe. Ich habe es so weit geordnet bekommen, daß ich das tun kann, was mir gefällt. Ausbildung und Wohnung waren die Grundpfeiler, die als Struktur dienen. Der Beruf macht Spaß, ich sorge für mein eigenes Einkommen. Ich habe bereichernde soziale Kontakte, und halte mich von schädlichen Dingen weitestgehend fern.

Wenn das lange das Ziel war, so ist es, wenn es einmal erreicht ist, irgendwann selbstverständlich. Genauso mit Geld auf dem Konto, der neuen Wohnung, die nach zwei Jahren nichts Besonderes mehr zu sein scheint oder der Stellung im Beruf. Der Verstand erschafft sich neue Probleme, weitere Dinge, die anscheinend noch nicht in Ordnung sind: Prädestiniert ist dabei das Frauenthema. Oder einfach: Es gibt noch bessere Wohnungen, ich bräuchte mehr Geld, mehr Freizeitbeschäftigungen.

Verhält es sich aber nicht auch da ähnlich: Ist es einmal bekannt und verfügbar, verliert die Sache schnell seinen Reiz? Ist es nicht sogar besser, gar nicht zu wissen, wie das ist, ähnlich einem exotischen Gericht welches man noch nie probiert hat, und deswegen nicht vermißt? Es fehlt einem deshalb nichts. Klar kann es lecker sein, aber wer einmal Schokolade probiert hat, fängt an sich schlecht zu fühlen, wenn er mal nicht die Süße schmecken darf. Kennt man den Geschmack aber nicht: Was kann einem da fehlen? Hier bewahrheitet sich tatsächlich der Spruch: Unwissenheit ist ein Segen.

Selbst Leute, die regelmäßig Schokolade oder ein mir wenig bekanntes Gericht essen, sie alle haben ihre Abhängigkeit davon noch lange nicht geklärt. Klar, sie erleben körperliche Genüsse, die ich nicht erlebe, aber sind die mal weg, sind sie genau da, wo ich auch bin.

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