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Die Freiheit ein Nichtsnutz zu sein


Als ich gestern einen eher trägen Tage hatte, mit viel Erholung, Mattheit und Energiemangel wurde mir klar, daß es nicht um Weiterentwicklung oder Veränderung geht. Die meisten Leute, besonders in meinem Alter, verfolgen verschiedene Disziplinen und Philosophien, und sei es auch nur ein bestimmtes Training, Hobby oder eine politische, zeitgeistliche Richtung. Das ist auch grundsätzlich nicht falsch, es führt einem aber nicht automatisch zu der Erkenntnis, wer ich selber überhaupt bin, sondern ist eben nur das: Ein Sich-Abstrampeln, um mit dieser Frage nichts zu tun haben zu müssen.

Aktivität wird positiv bewertet, Passivität ist schlecht, wie in der Schule mangelhaft und ungenügend, man ist faul, ein Nichtsnutz, ein Taugenichts. Das mußte ich mir jahrelang anhören, hat mich aber nie dazu angespornt, mehr zu tun, mehr leisten zu wollen, mehr zu geben, sondern ganz im Gegenteil nur unter Druck gesetzt, und einen ständigen Widerpart in mir geschaffen, der nie auch nur einen Hauch von Inspiration oder Motivation brachte.

Das ist auch ein ständiger Irrtum der Coachingszene, die versuchen, durch mentale Vorgaben, etwas im Menschen zu verändern. Ganz leicht zu widerlegen ist es durch Anschauen des Widerspruchs, daß damit eine zweite Instanz in einem erzeugt wird, die eine erste dazu bringen soll, daß zu tun, was sie will. Was ist aber die erste, geschweige denn die zweite Instanz? Wo ist deren Sitz, wer steuert, wer ist was, und wer bin ich da überhaupt? Alles im Dunkeln, völlig krankhaft, der eine sitzt knapp über den Augen, der andere unter der Nase, oder wie?

Nach solchen Phasen, in denen ich mir erlaube kein Leistender zu sein, mich nicht "selber zu verwirklichen", bin ich meist viel interessierter an Taten, an Ideen, die mir kommen, meist schon am selben Abend. Aber auch darum geht es gar nicht. Es geht viel mehr um die Freiheit, mit der das dann einhergehen würde, nicht um ein Erfolgskonzept, daß ich gefunden habe, und theoretisch auch verkaufen könnte, weil das nicht Sinn und Zweck der Sache ist.

Wer verstanden hat, wie viel Leiden es mitsichbringt, ständig nach vorne gepusht zu werden, nur der ist in der Lage sich in der Forderungslosigkeit ohne Schuldgefühle heimisch zu fühlen.


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