Nothing else matters (Update 21. Juni)
- Christian Nikitin
- 20. Juni 2019
- 6 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 9. Jan. 2020
Der Text des Liedes hat durchaus Bedeutung:
So close, no matter how far Couldn't be much more from the heart Forever trusting who we are And nothing else matters
Never opened myself this way Life is ours, we live it our way All these words I don't just say And nothing else matters
Trust I seek and I find in you Every day for us something new Open mind for a different view And nothing else matters
Never cared for what they do Never cared for what they know But I know
So close, no matter how far Couldn't be much more from the heart Forever trusting who we are And nothing else matters
Never cared for what they do Never cared for what they know But I know
I never opened myself this way Life is ours, we live it our way All these words I don't just say And nothing else matters
Trust I seek and I find in you Every day for us, something new Open mind for a different view And nothing else matters
Never cared for what they say Never cared for games they play Never cared for what they do Never cared for what they know And I know, yeah!
So close, no matter how far Couldn't be much more from the heart Forever trusting who we are No, nothing else matters
Für immer Vertrauen in das, was wir sind, (was ich bin), es könnte nicht mehr vom Herzen kommen, so nah, egal wie weit weg es scheint. Vertrauen suche ich und finde ich in dir (im Bewußtsein, im inneren Guru), jeder Tag ist etwas Neues, es kümmert nicht, was sie sagen, was sie tun, was sie wissen, welche Spiele sie spielen, aber ich weiß!
Nie öffnete ich mich auf diese Weise, das Leben ist unseres (meines), ich lebe es auf meine Weise, all diese Worte sage ich nicht nur, und nichts anderes ist von Bedeutung.
*
Das Lied ist mir natürlich schon lange bekannt, und auch sehr populär, aber auf die Art und Weise, wie ich es interpretiere, versteht es mit ziemlicher Sicherheit keiner. Mir fällt aber vor allem unter anderen Menschen auf, wie sehr diese Gefühlsbeschreibung des Liedes anwendbar ist, d. h. wie wahr es ist. Es geht um das, was ich weiß, und alles andere zählt nicht. Ob andere einem zustimmen, ob sie einen verstehen, lieben, wertschätzen, was auch immer, das ist alles ohne jeglichen Wert.
Auf einer Feier gestern ist mir das aufgefallen. Ich sprach mit einem jungen Paar, ein Kollege von mir aus Südafrika mit seiner deutschen Freundin, dazu noch ein anderer Student. Wir kamen auf das Thema der Sicherheitslage in seinem Land, die ziemlich gefährdet ist, daß jeder Gitter vor Türen und Fenster hat, alles doppelt abgeschlossen wird, die Autos beim Losfahren automatisch die Türen verriegeln, fast jeder Waffen hat, weil das so gefährlich ist.
Wer aber tötet in Afrika, das war der neuralgische Punkt, und ich wußte, daß es gewisse Barrieren gab, die das Aussprechen der einfachen Tatsachen verhindert. Es sind nicht die Weißen, die Afrikaans, zu denen auch mein Kollege gehört, die durch Gewalt versuchen ihre Ziele zu erreichen (das sind nämlich diejenigen, die überhaupt erst den Wohlstand in Südafrika durch ihre Kenntnisse, Fähigkeiten und vor allem ihren Arbeitsethos ermöglicht haben), sondern die Schwarzen, die darauf neidisch sind, die das haben wollen, was die Weißen haben, ohne aber dafür auch so zu arbeiten wie sie. Ich meine, es ist doch sonnenklar.
Es wurde gestern aber nur vage angeschnitten. Bei uns sind die Schwarzen nämlich immer die Guten, immer die unschuldigen Armen, die völlig unberechtigt benachteiligt und schwach sind. In dieses Denken paßt natürlich nicht, was da in Südafrika passiert, daß da zum Teil auch junge, weiße Frauen ermordet werden. Der Student kannte nur: Die Schwarzen sind ja die, die durch die Weißen dort versklavt und zum Arbeiten verdonnert wurden (und weiterhin werden). Mehr darf es nicht geben! Mir schien, daß nur der Südafrikaner verstand, weil er eben nicht in dieser deutschen Filterblase ist.
Gut, ich war jetzt nicht in dem Land, im Gegensatz zu den anderen, und es ist auch nicht direkt mein Thema, das, was akut für mich ist, aber es ist ein Muster, welches fast immer in Gesprächen abläuft. Die Tabus, das, was man sagen darf, und wenn man es sagt, sofort bei der Kontoführung des anderen in eine bestimmte Kategorie fällt, man kennt die einschlägigen Bewertungen, die machen ein Gespräch unoffen, beschränkt und dann auch im selben Moment nutzlos.
Diskutieren tue ich schon sehr lange nicht mehr. Und auch das muß ich immer wieder neu lernen. Sehen, daß es reicht, daß ich die Informationen bekomme, und die Austausche pflege, die mich interessieren. Daß ich weiß, was ich weiß, und mich nicht um das Denken irgendwelcher Leute schere. Die haben doch mit ihrer Ignoranz ihre gerechte Strafe bereits. Alleine, daß sie das ausbaden müssen ist schon traurig genug, und da muß nicht ich noch kommen, und ihnen die Wahrheit oder eine gewisse Offenheit für andere Betrachtungsmöglichkeiten liefern. Das habe ich schon viel zu oft gemacht, und hat mir mehr geschadet als genutzt bzw. wirkt das für den anderen auch berechtigterweise arrogant.
*
Auch Dogen hat das bereits im 13. Jahrhundert beschrieben: Die Ansichten der anderen Leute.
Eines Abends sagte Dogen:
Betrachtet man das Handeln und Reden in der Gesellschaft, so geht es heutzutage in diesem Lande vielen Leuten um ihren eigenen Ruhm und ihre eigene Ehre, um Gut und Böse, Richtig und Falsch; es ist ihnen wichtig, ob andere sie für gut halten, weil sie etwas tun, oder für schlecht, weil sie etwas unterlassen. Sie machen sich sogar Sorgen um spätere Auswirkungen solchen Handelns und Redens. Das ist grundweg falsch. Die Menschen in der Welt sind nicht notwendigerweise gut.
Laßt die Leute denken, was immer sie wollen; ihr könnt euch von ihnen sogar für verrückt erklären lassen. Verbringt ihr euer ganzes Leben damit, gemäß dem Buddha-WEG zu üben, und haltet ihr euch von dem fern, was gegen das Buddha-Dharma gerichtet ist, so braucht ihr euch keinerlei Gedanken darüber zu machen, was die Leute von euch halten.
Tonsei (Rückzug von der Welt) bedeutet, von den Wertungen der Weltleute frei zu sein. Befaßt euch einfach mit den Taten der Buddhas und Dharmavorfahren und mit dem Mitgefühl der Bodhisattvas, bereut eure Taten, die im Unsichtbaren von Devas und Schutzgottheiten gesehen werden, und übt weiterhin in Übereinstimmung mit Buddhas Regeln. Um irgendetwas anderes braucht ihr euch nicht zu sorgen.
Auf der anderen Seite ist es falsch, wenn man sich selbst gegenüber nachsichtig ist, Schlechtes tut und sich dabei darauf hinausredet, daß es ja unerheblich sei, ob andere schlecht von einem dächten. Übt einfach mit ganzem Herzen und in Übereinstimmung mit dem Buddha-Dharma und kümmert euch nicht darum, wie andere euch einschätzen. Im Buddha-Dharma sind solche Nachsicht und Schamlosigkeit verboten
-Aus: Dogen: Shōbōgenzō Zuimonki (gefunden im Selbsterkenntnis-Wiki)
Den letzten Absatz verstehe ich erst durch einige Erfahrungen, die ich im beruflichen Bereich gemacht habe. Auch da habe ich Dinge getan, die aus gesellschaftlicher Sicht schlecht bewertet werden, habe mir aber selber eingeredet, es wäre aus "spiritueller" Sicht doch ein Fortschritt, weil das ja ein klares Zeichen einer De-Identifikation mit meiner Person ist.
Es geht nicht darum, Widerstand in der Gesellschaft zu leisten, aufzufallen, rumzuschreien, was auch immer zu tun, wobei es auch möglich sein kann. Es ist nur nicht so wichtig, wie ich meine, denn der eigentliche Punkt ist innerlich seine Barrieren fallenzulassen, die meist auch mit anderen Menschen zu tun haben. Ich zumindest verkneife mir doch auch sehr viele Verhaltensweisen aus Rücksicht auf diese. Innerlich, das heißt die Freiheit zu realisieren, die dann nicht heißt, überall den verrückten Affen zu spielen, sondern vor allem frei zu sein mich anzupassen, wenn Anpassung angemessen ist. Ich laufe ja auch nicht nackt durch die Stadt, oder pinkele an irgendwelche Häuser.
Freiheit wird nicht durch Hauruck-Methoden erreicht, sondern sie ist eine feine Nuance, die nach und nach durchdringt, und Möglichkeiten bietet. Dazu zählt auch die Möglichkeit angepaßt zu wirken, auch wenn die Freiheit immer im Raum steht, völlig individuell zu sein. Diese Möglichkeit hat der unfreie Mensch nicht, weil er den Gefängniswärtern im Verstand glaubt. Wer es nicht mehr glaubt, der kann sich äußerlich noch so beschränkt verhalten, in einer noch so harten Diktatur leben, er ist trotzdem nicht mehr zu packen, weil er durchsieht. Auch wenn sie aktiv zu sein scheint, die Moral kann nichts mehr ausrichten, weil sie im leeren Raum umherschwirrt. Sie ist eine Übereinkunft, mehr nicht, anwendbar, aber in Wahrheit jederzeit wandelbar, austauschbar.