Gestern nahm ich an einer Festival-Laufveranstaltung teil, und fühlte mich vor allem gegen Ende hin ziemlich unwohl, bekam sogar Kopfschmerzen, was mir sonst sehr selten passiert. Auch das Laufen war über weite Strecken anders als sonst, weil da ja nun auch die ganzen anderen Menschen waren. Aber mich hat es gereizt, mal dieser Situation ausgesetzt zu sein, mal mit anderen Leuten diese Aktivität auszuüben.
Jedenfalls fingen beim anfänglichen Laufen schon die Bauchkrämpfe an. Irgendetwas stimmte da nicht. So bin ich nach knapp zwei von insgesamt fünf Runden etwas getrabt und gegangen. Ein Radfahrer versuchte mich noch zu pushen, ich solle wenigstens langsam Laufen. Mein Ziel war es aber auch, genauer mein Ego untersuchen, wie es mit der Demütigung umgeht, überholt zu werden. Es geht doch nicht um Bestzeit, Platzierung oder darum Eindruck zu schinden.
Die Leute, die mich überholt haben, waren teilweise Frauen oder ältere Männer, die sich regelrecht abgeschunden und geschnauft haben, die regelrecht am körperlichen Limit liefen. Aber wieso? Für was? Für den Trainingseffekt? Klar, jeder Sportler wird einem sagen, daß man den Trainingsreiz braucht, diese Quälerei, damit es einen Effekt gibt, aber für mich stellt sich das immer mehr als grandioser Irrtum heraus, denn es ist immer nur eine Stimme im Kopf, die dem Körper diktiert, was er zu tun hat, selbst wenn er nicht mehr kann. Geist besiegt Körper heißt es dann. Da fehlt dann aber komplett die Freude an der Bewegung.
Diese Rennsituation jedenfalls hat mir nicht sonderlich gefallen, und ich muß genauer gucken, ob ich sowas wirklich überhaupt will. Auch wenn es nur ein lockerer Festivallauf war, so gibt es hier in Deutschland wohl tatsächlich nichts ohne Wettbewerbsgedanken. Wer ist schneller, größer, wer ist vorne? Spielt das nicht immer auch eine Rolle, selbst bei angeblich freien Hobbyveranstaltungen?
Ich muß schon sagen, daß ich gegen Ende der elf Kilometer doch schneller gelaufen bin, als ich eigentlich müßte. Will ich schließlich nicht die beste Zeit erzielen, die mir möglich ist? Das spielt immer irgendwo auch mit, auch wenn ich mir vorher gesagt habe, mir ginge es darum ja gar nicht. Hier ist natürlich meine Verantwortung, wieso es mir wichtig ist, ob ich 54 oder 60 Minuten für die Strecke brauche, ob ich auf dem Endtableau auf Rang 12 oder 46 gelistet werde. Was macht das für einen Unterschied am Ende? Ist es der eigene Name, der gut dastehen soll, oder der eigene Körper, der imponieren will?
Froh bin ich, daß das alles mal hochkommt. Hätte ich diese Veranstaltung gemieden, wären diese Fragen nämlich nie gekommen. Denn auch das schlechte Gefühle danach hatte sicher auch mit dieser falschen Herangehensweise zu tun, dieses Pressen, was durchaus aus dem Kopf kommt, und dem Körper etwas aufzuzwingen versucht. Da entsteht Disharmonie, unnötige Spannung. Und das sollen ruhig die Leute machen, die das nötig haben und sich selber damit bestrafen wollen. Ich brauche das sicher nicht. Das Laufen dient einem anderen Zweck.