Nachdem ich im März meine tägliche Laufserie nach einer kurzen Krankheit unterbrochen habe, lief ich nunmehr im Schnitt noch an zwei von drei Tagen, und dabei auch kürzere Distanzen. Nach einem halben Jahr schien das Laufen nun zur Routine zu werden, und die Freude ging etwas flöten.
Nachdem ich aber an einem Wochenende eine schöne Stelle an einem Weiher bei Erding fand, lief ich dort eine längere Strecke wie am Schnürchen, und merkte dabei, wie befreiend es sein kann, im Wind durch die Lande zu ziehen. Alleine das läßt mich wieder gut fühlen, und inspirierte mich, da auf jeden Fall weiter dran zu bleiben.
Jedenfalls tastete ich mich wieder etwas heran mit einigen kurzen Morgenläufen, und dieses Wochenende mit einem 4,5km-Lauf im Wieswald nebenan. Dort habe ich meine Lieblingslaufstrecke von der ich bei gutem Wetter an einigen Stellen weit ins Moos, auf den Flughafen und sogar die Alpen herunterblicken kann. Die Route nahm ich auch heute Abend in Angriff. Spontan, fast am Ende der Strecke entschied ich mich aber noch weiter zu laufen: Ich wollte wissen, wie viel eigentlich möglich ist, und wollte mal ausreizen, was in mir steckt.
Ich bog ab, und lief weiter entlang der Moosach bis nach Marzling, der nächstgelegenen Gemeinde, und zurück entlang der Isar wieder zurück nach Freising. Zuhause schaute ich nach, und es waren am Ende tatsächlich mehr als 10km, die laufend zurückgelegt wurden. Die habe ich aber am Ende schon gemerkt, denn die Knie sind das noch nicht ganz gewohnt, auch wenn von der Ausdauer aufgrund meiner nun halbjährigen, regelmäßigen Praxis kein Problem zu spüren war.
Mit dem natürlichen Laufen komme ich mittlerweile sehr gut klar. Vermutlich weiß der Körper auch schon von sich aus, wie er am besten vorwärts kommt. So hatte ich vorhin ein paar Phasen in dem ein gut ausbalanciertes Tempo gefunden wurde, wo ich wirklich nicht getrabt bin, aber auch nicht das Gefühl hatte, schneller zu laufen, als ich kann. Ich lief genau so, als könnte ich ewig weiterlaufen, und konnte dabei sogar die vorbeiziehende Landschaft genießen.
Als während des Laufens mein linkes Knie etwas empfindlich wurde, wechselte ich etwas die Art wie ich das Bein auf dem Grund dämpfte. Dadurch entlastete ich das Gelenk und lief in dem neuen Stil. Am besten konnte ich feststellen, ist es den Oberkörper aufrecht zu lassen, und die Beine ihren Job zu erledigen. Sie können auf die effektivste Art ihre Arbeit verrichten, wenn man sich nicht zu weit nach vorne lehnt. Man tendiert dazu, weil man meint, man müsse sich nach vorne drängen, denn sonst würde man ja nicht laufen, aber das ist wirklich nicht nötig. Die Beine sind bei jedem Menschen stark und muskulös genug, und sie machen letzten Endes die Fortbewegung, und müssen deshalb nicht noch extra durch einen nach vorne lehnenden Torso belastet werden. Die Hände halten eher das Gleichgewicht, mehr nicht. Das konnte ich so feststellen.
Ich weiß nicht, ob ich nun bei der längeren Strecke bleibe. Ich denke, daß es ziemlich hart ist, diese lange Distanz jeden Tag zurückzulegen, besonders nach einem Arbeitstag, aber ich kann mir das ja mal als Leitlinie geben, so wie manche für einen Marathon trainieren. Und ich merke, daß ich mich auf dieser neuen Distanz auch ganz anders kennenlernen kann. Auch das ist sicher interessant für kommende Versuche.