Ein richtiger verschlafener Morgen war das heute. Erst um 10 Uhr bin ich letztlich hochgekommen, und zum Laufen gegangen. Ich merke dann aber, daß ich die besten Stunden des Tages bereits verloren habe. Unwiederbringlich. Ja gut, es ist Wochenende, etwas Ausschlafen ist mal drin. Aber wenn ich jetzt erst um 12 Uhr dasitze, dann habe ich noch weniger Lust etwas anzugehen. Ob ich das zukünftig so mit meinem Gewissen vereinbaren kann ist wenig wahrscheinlich.
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Die Wirklichkeit leuchtet von sich. Das kommt mir die letzten Tage, vor allem durch den Sonnenschein. Früher wollte ich immer präsenter sein, wohl beeinflußt durch so Lektüre wie von Eckhart Tolle. Mir ist es aber nie gelungen. Jetzt versuche ich nicht mehr da irgendetwas zu steuern, und siehe da: Die Sinneseindrücke scheinen schärfer, die Farben bunter, die Gerüche intensiver. Woher das kommt: Nie durch Bestrebungen. Es ist einfach, wie die Welt ohnehin schon ist, wenn sie so gelassen wird, wie sie ist.
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Das mit den Frauen aus dem gestrigen Video ist mir auch im Nur-sitzen heute durch den Kopf gegangen. Ich erwähnte nämlich die Formulierung "damit mehr passiert". Ist das nicht die Krankheit? Ein einfaches Gespräch reicht nicht, es muß eben "mehr" passieren. Was ist dieses mehr? Macht das nicht bereits alles kaputt, die ganze spielerische Leichtigkeit? Kommt nicht daher dann auch die Verspannung, die Versteifung?
Die Begegnung diese Woche war deshalb so cool, weil sie sich einfach spontan ereignete. Es gab kein "Jetzt zählt es". Ich wußte vorher nicht, daß es dazu kommt. So ist die Interaktion automatisch ein unerwarteter Bonus, wo es nichts zu verlieren gibt. Alle Austausche mit Frauen, die ich als angenehm empfand, fanden so statt. Nur so.
Das "Mehr" kommt erst im Nachhinein. Wenn man dann alleine zuhause sitzt und die Erinnerung rekapituliert. Wie Messner in dem Interview auch sagte: Die Angst ist meist nur in der Vorbereitung auf seine Abenteuer dagewesen, die Sorgen, die Befürchtungen. Während des Tuns ist kein Platz mehr dafür. Da denkst du nicht mehr nach. Genau so ist es auch in diesem Fall: Was man über ein Geschehen das war, oder das eventuell kommt, bedenkt, sind reine Hirngespinste, reine Schwelgereien oder Szenarien, die aktuell nicht da sind.
Der Verstand baut erst die Zukunftsszenarien auf, seien sie wie beim Bergsteiger die möglichen Gefahren, oder mit Frauen die mögliche Abweisung. In beiden Fällen ist die Angst da etwas zu verlieren, sei es das eigene Leben oder die Hoffnung mit einer Frau zusammen zu sein, die einem gefällt.
Ich meine, daß ich dann etwas verlieren könnte. Aber das ist doch gar nicht wahr: Ich gehe ein paar Tage später woandershin, und dann sind da wieder andere Frauen, mit denen ich sprechen kann. Welche die vielleicht sogar aufgeschlossener sind. Da ist nichts zu verlieren. Nur zu gewinnen. Auch ein Bergsteiger geht so an seine Aufgabe heran, ansonsten würde er es gar nicht wagen. Er sucht das Abenteuer. Genauso wird ein vitaler Mann auch immer die Gelegenheiten suchen mit Frauen zu interagieren.
Ich muß sagen: Brauchen tue ich es nicht. Auch muß niemand im Himalaya einen Achttausender besteigen. Und doch wird es gemacht. Sicher nicht, weil es so sinnvoll ist. Sein Leben zu riskieren um auf irgendeinem Gipfel bei -40°C zu stehen ist an Absurdität nicht zu überbieten. Auch Sex mit einer Frau, und die ganzen Konsequenzen wie Kinder, Familie, sind an sich genauso nicht nötig. Es ist da kein Sinn zu finden, weil es auf der Zeitachse immer weiter geht, Generation für Generation, immer gleich. Und doch ist der Antrieb da, in diese Erfahrungen zu gehen.
Es geht gar nicht mal so sehr um die speziellen Aktivitäten, die ich hier jetzt beschreibe, sondern um das Erfahren darin. Wie gesagt, am Ende bleibt nichts. Am Ende kannst du mit Frauen Sex haben noch und nöcher, als Bergsteiger kannst du zig Berge bestiegen haben, der Stein rollt immer wieder zurück zum Ausgangspunkt wie bei Sisyphos, egal wie weit er schon gemeint hat, gewesen zu sein.
Es gibt kein Endziel, so auch mit Frauen. Kein Hort der Liebe in den man sich irgendwann gemütlich reinlegen kann, der einem alles liefert, wonach man sich immer gesehnt hat. Sondern es bleibt ein Ausprobieren, ein Aufeinander-einstimmen, auch bis hin zu möglichen Kindern, geteilten Vier Wänden, wie auch immer. Sowas kann nie fertig abgebucht und abgeheftet, oder im Tresorschrank mit Ehevertrag verbarrikadiert werden. Da hat man sich schon von der Wirklichkeit abgeschnitten, wie man das ja oft an unglücklichen Partnerschaften sehen kann, wo die Flamme verloschen ist.
Ich kann nur da ansetzen, wo meine Möglichkeiten stehen. Wenn es eben die paar Gespräche mit Frauen sind, die ich habe, dann kann ich froh sein, daß sie da sind. Da kann ich ansetzen, immer neu im Hier und Jetzt. Um dann wieder in meine Situation zurückzukehren, ganz egal welches Etikett ich meiner Situation gebe, ob "Single", "in einer Beziehung" oder "verheiratet".