Rückbesinnung ist blankes Sich-erinnern, kein Steuern von Gedanken und Gefühlen. Einfaches Erkennen, was die wirkliche Stellung zu all diesen Prozessen ist. Ein Sehen der Tatsachen, und kein Manipulieren und Kontrollieren-wollen nach eigenem Gutdünken.
Der Übungsraum, den ich mir dazu gebe, im Zen auch "Zazen" genannt, ist deswegen keine "spirituelle Aktivität", wie sie gerne von modernen Coachingkreisen mißbraucht wird, um erfolgreicher, kompetenter, sicherer und souveräner zu werden, sondern es ist nur ein Bieten einer Möglichkeit, sich wieder in Kontakt mit dem ursprünglichen Zustand zu bringen, mehr nicht.
Da ist nichts in die Wege zu leiten, zu erzwingen schon gar nicht. Der Steuernde hat da keinen Platz, und das merke ich regelmäßig, wenn ich lange Zeit über bestimmte Themen grüble, sei es ein Ärger über andere Menschen, Revuepassieren von vergangenen Erfahrungen, Banges Hoffen, was passiert, wenn etwas Bestimmtes dann und dann passiert, wie andere dann reagieren würden, wie man selber wiederum dann reagiert, oder einfach nur Träumereien über tolle Orte oder ein schönes Mädel.
Es gibt keinen Stopper, der das beenden könnte. Da gibt es keinen Kampf dagegen zu führen. Es gilt sich nur immer wieder an oben genannte Tatsache zu erinnern, immer und immer wieder von Neuem. Dann verliert man sich wieder in Beschäftigungen, eine Zeit lang - selbst wenn das mehrere Minuten ist - und dann merkt man es. Und dieses Merken ist kein Tun. Es ist nur wahrnehmen, kein bewerten.
Man braucht sich dafür auch nicht selber als Versager bewerten, wenn man wieder gegrübelt hat. Es ist eben der Job des Verstandes, auch wenn es meist gar nichts nützt, weil er dem Leben selbst nur hinterher läuft. Das Auf-sich-selber-rumhacken, wenn man sich wieder verloren hat, heizt das Feuer wieder mehr an. Man hat wieder eine Zielvorstellung, die von einem ruhigen, nichtdenkenden Typen im Lotussitz.
Je mehr also nur beobachtet wird, desto weniger heizt man den gesamten Gedankenprozeß noch an. Er läuft von sich aus schon mit genug Energie, vergleichbar mit einem Rad, das sich dreht und weiterrollt. Irgendwann bleibt er vielleicht stehen, ein Eingreifen jedoch verstärkt nur dieses Drehen. Laß ihn in Ruhe. Laß ihn plappern.
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Die interessante Frage ist, welche Konsequenzen sich daraus für das eigene Leben ergeben, denn das hat es, sogar mehr als alle sonstigen Veränderungsversuche.
Rechthaberei hört auf, weil die eigenen Gedanken nicht mehr als oberste Priorität genommen werden.
Zufriedenheit mit sich, ohne Ablenkungen, ohne ständige Suche nach Surrogaten, weil keine künstlichen Wahrnehmungen zwanghaft erzeugt werden müssen.
Kein Kampf mehr mit sich oder mit der Umwelt. Selbst wenn man körperlich kämpft, so kämpft man auch nicht damit.