Spaziergang draußen: Kühl und regnerisch, eigentlich kein Tag dafür. Und doch war die Lust da. Menschenleere Wege und Straßen, runter am ehem. Kloster Neustift vorbei. An einer Moosach-Abzweigung bleibe ich immer stehen. Der kleine Bach zieht hier durch die enge Gasse, die ihm hier gewährt wird.
Hier in Freising führen viele kleine Bäche durch das Stadtgebiet. Da wo ich herkomme, war das so nicht. Da gab es zwar ein Rinnsal, draußen in den Feldern, das aber nie wirklich Wasser führte, außer wenn es wirklich mehrere Tage hintereinander regnete. Der große Fluß war immer unten im Tal, der Inn, mit seinen gigantischen Wassermassen staute er sich am Wehr, speiste einen zweiten künstlichen Fluß, den Innkanal. Das Restwasser stürzte am Damm runter, bildete den Restinn.
Hier ist noch die Isar, deutlich kleiner, aber keineswegs ruhiger in der Geschwindigkeit. Zu ihr bin ich aber heute nicht gegangen. War wohl schon genug Nässe um mich herum. Lieber in die Altstadt.
Manchmal scheint es mir hier etwas zu langweilig zu sein. Wenig los hier. Lieber nach München ziehen? In der Großstadt war es immer interessant. Damals z. B. in Montreal in Kanada. Mein Nishiki-Fahrrad war mir da immer treu zu Diensten. Auch da gab es einen Riesenfluß, den St. Lorenz-Strom, doppelt so breit wie Inn und Isar zusammen. War das ein Monstrum, ganze Frachtschiffe verkehrten drauf! Ganz Montreal war riesig, aber in Wahrheit auch nur eine Insel in diesem Fluß.
Wie jetzt habe ich mich auch da etwas verloren gefühlt, vor drei Jahren ebenfalls im Herbst. Meine Mutter und meine Schwester haben mich damals dort besucht. Beim Abschied war ich sehr traurig. Ich hatte noch mehr ein halbes Jahr vor mir in Kanada. Würde ich nicht doch lieber nach Hause wollen? Jetzt bin ich zwar wieder zurück in Deutschland, aber dieses Gefühl ist doch wieder da. Vermutlich, weil das ein Abschied für länger war.