Hast du immer noch einen Fernseher zuhause bei dir rumstehen? Hast du aber das Gefühl, daß du ja eigentlich gar nicht reinschaust? Du sagst dir, daß er halt da steht, aber du kannst dich einfach nicht von ihm trennen? Du weißt, daß da eigentlich nichts spannendes mehr zu finden ist, daß man dort mit Gülle von Dummheit und Lügen übergossen wird, aber du behälst ihn trotzdem?
Es ist doch schlichtweg eine geschickte Selbstmanipulation. Du kannst dich nicht davon trennen, weil du immer noch am Alten klebst. Du kannst nicht loslassen, selbst wenn du wirklich gar nicht reinschaust. Du willst keine Konsequenzen ziehen und hast das Gefühl, daß damit plötzlich etwas wichtiges fehlen würde. Du hast potentiell immer noch den Kabelzugang und das willst du dir nicht nehmen.
Es geht hier nicht um das Fernsehen, es geht viel tiefer gesehen um den Draht zur alten Welt, zu alten Freunden, zu alten Sichtweisen, zu allem, was du bisher für richtig gehalten hast. Du kannst dich nicht endgültig verabschieden, willst dir alle Chancen offen halten, möchtest doch noch die Möglichkeit haben zurückzukehren. Du willst nicht sehen, daß du nie mehr der Alte sein wirst und das macht dir verdammt viel Angst.
Ich kann es genauso von mir sagen: Für mich war der Fernseher ein stetiger Begleiter in Kindheit und Jugend. Nach der Schule, in schwierigen Zeiten, in unangenehmen Momenten, wenn ich alleine war, war er mir immer treu zu diensten. Ich konnte mich dort geborgen fühlen, konnte mich vor ihn setzen und einfach schauen, was er mir bietet. Ich bin mit ihm aufgewachsen. Wenn man sich von ihm entledigt ist es so, als würde man sich von einem Kindheitsfreund trennen.
Der Punkt ist aber der, daß er ein Lügner ist. Er gaukelt dir Erleben vor. Er lügt dich an, er zeigt dir nur das, was du sehen sollst. Dir wird eine Benebelungsspritze verabreicht. Er schmiert dir Honig um den Mund. Das Programm versucht dich mit billiger Unterhaltung und Reizen von deinen eigentlichen Gefühlen und Empfindungen zu entfremden. Das Resultat ist, daß du dich insgesamt gesehen immer schlechter, immer freudloser, immer hohler vorkommst. Es ist ein falscher Freund, der dich kurz stimuliert und dann hängen läßt, weil er in Wahrheit nichts zu bieten hat. Er bringt dich um.
Es ist nicht radikal, wenn ich das sage, es ist bitternötig. Wirst du am Ende des Leben sagen, du hättest gerne mehr ferngesehen? Du bereust es, daß du nicht mehr Stunden davor verbracht hast? Die Antwort ist: Das Ding muß raus! Komplett, nicht in den Keller, es muß ganz weg! Aus dem Lebensraum verbannt! Ich weiß, daß die meisten, die das hier lesen das nicht machen werden. Die Entzugserscheinungen sind wohl zu bedrohlich. Ich kenne sogar relativ hellsichtige Bekannte, die als ich sie besucht habe, daheim einen Plasmabildschirm stehen haben. Diese Menschen haben für mich eindeutig an Seriosität eingebüßt. Wieso halte ich an etwas fest, wo ich weiß, daß es mir schadet?
Ich kann sagen, daß ich alleine durch das Entfernen dieses Geräts aus meinem Lebensalltag nur gewonnen habe. Ich habe die Nabelschnur gekappt, habe dieses Ding nicht mehr vor meinen Augen. Es ist wirklich ein anderes Lebensgefühl, souveräner, und aktiver. Ich habe dadurch mehr Zeit für wertvollere Dinge. Klar es ist nicht so, daß alleine dadurch etwas neues für einen entsteht, aber man hat dann erst wieder einen Raum in dem etwas wachsen kann. Die alten Einflüsse müssen weichen. Da führt kein Weg dran vorbei, wenn man wirklich in eine neue Richtung geht.