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Leben am Limit


Die wichtigste Sache, die ich aus dieser einen Serie, die ich angesprochen habe, mitnehme ist, daß es keine Sicherheit gibt. Der normale Mensch lebt in der scheinbaren Sicherheit, die ihm der Alltag gibt. Ich habe meine Wohnung, meinen Job, meine Kumpels, meinen Fernseher, mein Auto und meine Vergnügungen. Und es wird so wie gehabt weitergehen. Ich brauche mich nicht mit meiner existenziellen Situation konfrontieren. Der Komfort der die moderne, industrialisierte Welt bietet ist da wirklich eine Blase. Und das ist eine riesige Selbsttäuschung, die ich mir hier eingestehen muß.

In dieser Serie werden pro Folge grob geschätzt mindestens 10 Leute umgebracht. Und jeder Schritt bietet die Gefahr, der Allerletzte zu sein, jede Aktion könnte “la ultima” sein. Wenn etwas glasklar sein muß, dann das! Jeder Moment, den z. B. Pablo Escobar mit seiner Frau und seinen Kindern verbringt wird zelebriert und mit Dankbarkeit genossen. Dazu zwangen ihn die Umstände, da mag man denken was man will. Solche Filme spiegeln einfach nur dein Dasein, daß genauso lebensgefährlich ist. Dieser Vordergrund bleibt nicht.

Auch so etwas wie “The Walking Dead” oder Kriegsfilme, werden ja oft als brutal und abstumpfend interpretiert, aber ich finde, weil der Tod immer auf der Lauer liegt, wird alles in einem wachsamer und präsenter. Alles was hier passiert wird unschätzbar wertvoll und genau das kann man in sein Leben mitnehmen bzw. dort realisieren, da es einfach so ist.

Ich erinnere mich, wie wir als Kinder “Räuber und Gendarm” gespielt haben. Es hat so unglaublich viel Spaß gemacht, speziell als Verfolgter, der sich verstecken muß, weil man immer auf der Hut sein mußte, da hinter jeder Ecke die Gefahr lauert, gefangen zu werden. Diese Angst löst in einem unglaublich viel Energie aus.

Es gibt Fotos von Leuten, die vor ihrer Enthauptung oder Exekution einfach nur wie Kinder lachten. Z. B. Leute, die zur Todesstrafe verurteilt wurden. Als sie wohl realisierten, daß es soweit ist, mußten sie wahrscheinlich erstmal durch die Hölle der Unvermeidlichkeit, aber dann trat unweigerlich die Freiheit ein, die Freiheit von dem unglaublich verheerenden Konzept ein geborenes und damit sterbliches Wesen zu sein, dem man fälschlicherweise verfallen ist.

Nur der Tod befreit einen davon, spätestens der Körperliche. Wenn diese Einsicht vor dem Körperverfall geschieht, kann das Restleben natürlich unbeschwerter und konfliktfreier werden, ganz einfach, weil nichts mehr gerettet und verteidigt werden muß. Der Tod ist die einzig mögliche Befreiung und je mehr man ihn einlädt, desto intensiver, feinfühliger und spannender wird alles was hier passiert. Scharf wird die Wirklichkeit, jedes Detail der Wahrnehmung wird zu einem Gemälde, das in der ihm gegebenen Aufmerksamkeit aufblüht. Präsenz ist die Währung der Lebendigen und Reichen.

Dieses verlorene Gefühl treibt wohl auch diese jungen Altersgenossen da hoch:

Könnte aber auch nur einfach Abgestumpftheit sein…


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