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Überkleisterung der Leere und der Wert von Klarheit

Das einfache Leben ist mehr als genug. Ich merke das an ganz alltäglichen Dingen. Mir fehlt zurzeit völlig der Impuls Musik anzuhören, mehr zu essen als unbedingt nötig (womit auch sowas wie Nachspeisen wegfallen) oder viele Filme/Serien anzuschauen. Für die meisten mag sich diese Reduktion wie Lebensverweigerung anhören, aber ich empfinde dabei nichts als Gewinn.


Besonders mit der Musik fiel mir das auf, da ich mit meinem Kollegen im Auto auf den Fahrten zum und vom Bauvorhaben öfter Musik gehört habe - entweder ich habe meine eingelegt, oder stellenweise wurde auch manchmal das Radio angemacht, wobei ich da gerade noch so BR-Klassik länger hören konnte. Seitdem ich aber klar signalisierte habe, daß ich überhaupt keine Musik mehr hören will, geht es mir schlagartig besser. Ich fühle mich klarer, geordneter und mehr auf das Wesentliche besonnen. Die Musik war da immer wie eine Überkleisterung. Besonders auch, als mein Kollege seine Musik leise für sich auf der Baustelle an seinem Handy angemacht hat. Der einfache Moment mit seinen Aufgabenstellungen ist nicht genug, sondern da muß zwanghaft etwas aufgepfropft werden.


Mir geht es hier nun nicht darum, meinen Kollegen zu kritisieren, denn was er macht, denkt oder möchte, hat mich gar nicht zu beschäftigen. Wichtig ist nur, ob ich mit mir im Einklang bin, und da keine Kompromisse schließe. Denn nur das ist meine Wirklichkeit und meine Verantwortung dafür. Jeder Kompromiß von meiner Seite, und mögen da noch so viele Gründe diesen befürworten, wie soziale Argumente, Freundlichkeit oder Nettigkeit, sind nichts als Ausflüchte. Es ist vor allem auch Angst vor einem selber, die da ans Licht kommt, einfach zu meinem Empfinden zu stehen, so wie es eben ist, mir selber gegenüber ehrlich zu sein.


Unter all diesen Aspekten kann ich gerade nur dankbar sein für "genußsüchtige" Menschen in meinem Umfeld, weil ich mich dahingehend überprüfen kann, was mir wichtig ist. Es ist schon interessant, wieso sich die meisten Menschen ablenken müssen. Was für ein Motiv ist dahinter? Ist das Hier und Jetzt wirklich so unerträglich langweilig, daß es sofort mit irgendwas gestopft werden muß? Müssen diese Menschen jetzt so leiden, weil sie ihr Lolly nicht mehr kriegen, weil ich so böse bin, und das nicht will?


Ich kann es nur von mir her aufschlüsseln: Mir ist die Klarheit tausendmal wichtiger, als die Form. So geht es mir auch im Garten, wo wir ja auch immer neue Formen schaffen. Was mich aber bei genauerem Hinsehen eigentlich befriedigt ist Klarheit in den Arbeitsvorgängen: Werkzeug beisammen halten, Arbeitsabläufe organisieren, genau Buch führen, Autoinnenraum, Bauvorhaben, Kundeninteraktionen geordnet halten. Das mag für die meisten nur nebensächlich sein, nur mittel zum Zweck, aber für meine eigene Klarheit ist es unersetzlich an diesen Punkten gründlich und ordentlich zu sein. Vom Endprodukt selber habe ich nämlich auf Dauer ja gar nichts, weil das wieder abgeben wird. Der Prozeß selber, den gut zu gestalten, daran habe nur ich ein Interesse.


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