Die in letzter Zeit oft frühlingshafte Atmosphäre draußen bewirkt bei mir genau das Gegenteil, was man annehmen würde: Mattigkeit, Unmotiviertheit und Desinteresse. Besonders wenn es nicht viel zu tun gibt, so reißt ein großes Vakuum auf. Die Tendenz sich abzulenken ist dann sehr groß.
Die Lösung ist sicher nicht, gegen sich zu kämpfen. Härte gegen sich selbst anzuwenden, ist das Schlimmste, was man tun kann. Es ist immer das Ego, das so interpretiert und fordert. Es braucht immer eine Aufgabe, einen Sinn, eine Beschäftigung, denn das Jetzt erscheint nie wie ein vollständig bereinigter Zustand. Da gibt es immer Probleme, Unklarheiten, Forderungen, Unerledigtes, andere Menschen, die einen ärgern, Gesagtes oder Getanes, was man auf Stimmigkeit überprüft usw. usf.
An anderen sieht man diese ständige Rastlosigkeit sehr gut, nur bei einem selber ist das nicht so leicht zu sehen. Ich bin aber sehr oft in einem angespannten Zustand und z. B. Sport schafft da nur kurzfristig einen Ausgleich. Was ich merke ist aber, daß ein gezieltes Entspannen genausowenig als Methode funktioniert, genauso wie ein vorgenommenes Sich-nicht-ablenken. All das sind Verstandesmanöver.
Das Demütige ist, daß man gar nichts wirklich machen kann bzw. nie einen vorgefertigten Plan hat, von dem man sicher weiß, daß es einem weiterhilft. Gestern dachte ich mir z. B. ich gehe etwas an der Isar spazieren, denn wenn ich in der Arbeit mit dem Transporter durch die Gegend fahre, so erscheint mir die Landschaft und Natur im Vorbeifahren immer sehr anziehend und faszinierend. Das getan, war es aber so, als wären meine Sinne in Beschlag genommen, und als wären mir die Natureindrücke schon fast zuwider. Heute beim Laufen dagegen war der Fluß wieder wie Nahrung.
Was bei mir immer häufiger vorkommt, ist, daß ich spontan anfange zu arbeiten, und dabei kommt dieses Problem auch nicht mehr auf. Z. B. habe ich Lust gehabt, die Webseite www.natuerlicheslaufen.de einzurichten, auch wenn ich noch nicht genau weiß, wie sie sich entwickeln wird, und welche Inhalte ich dort teilen werde. Die Domain war frei, und für mich ergibt sich durch die Präsentationsmöglichkeit dieser unkonventionellen Herangehensweise wieder ein neuer Spielraum.
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In einem Gespräch mit einem anderen an Selbsterkenntnis Interessierten, habe ich gemeint, ich wäre schon weiter als er. Diese Formulierung mag mißraten sein, denn darum geht es ja gar nicht, ist es ja kein Vergleichswettbewerb. Aber dennoch fand ich es angebracht, da sonst kein fruchtbarer Austausch zustandekommt, denn wie schon im letzten Beitrag zur Heilung vom Ego erwähnt, ist Kommunikation kein Austausch gleichberechtigter Meinungen, sondern soll sie sinnvoll sein, so muß der, der zu einem Thema mehr verstanden oder erfahren hat, dieses auch klar beitragen, ohne Rücksicht darauf, ob das Gegenüber sich damit zurückgesetzt oder kleiner fühlt. Nur so kann wirklich geholfen werden.
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