Heute war ich auf einer Demo für die Freiheitsrechte in Erding, nachdem ich hier davon gelesen habe. Von Freising ist es nur ein Katzensprung dorthin.
Es war trotz teilweise strömendem Regen eine sehr inspirierende Veranstaltung, die mir sehr viel gegeben hat, und mich auch wacher machte, vor allem nachdem ich dort spontan ein Statement ins Mikrofon sprach, bei dem ich diese Aktivität und seine Bedeutung für die Einzelnen hervorhob. Wer anfängt hinzuschauen, nicht mehr zu ignorieren, nicht einfach nur desinteressiert vor sich hinzuvegetieren, sondern nach Wahrheit sucht und sie als entscheidend für sich im Leben verfolgt, der tut etwas, was ihn erst zu einem wahren Menschen macht.
Ich hatte eigentlich auch nichts vor zu sagen, wenn mir das Mikrofon nicht in die Hand gedrückt wurde. So hat sich das aber nun ergeben, und ich nutzte die Aufmerksamkeit, um den Fokus mehr auf das Wesentliche, das Herz der Dinge zu legen, denn Infos und Material für den Verstand kann sich jeder ja zuhause im Internet heraussuchen, aber das Zusammensein draußen auf der Straße, dieses Sich-begegnen hat auch diesen, anderen Wert, der auf jeden Fall hervorgehoben gehört.
Das Ding ist: Ich habe den Leuten keine Konzepte anzubieten, genausowenig wie neue Daten, die die meisten ohnehin schon kennen. Es ist auch nicht mein Job, eigentlich schon längst Bekanntes zu wiederholen, nur damit irgendwelche Leute, die vielleicht an der Demo vorbeilaufen, mit meinen Aussagen zum Nachdenken gebracht werden. Das Einzige, was ich mit meiner Anwesenheit, und durchaus auch mit meinen Worten leisten kann, ist, dem positive Energie zu geben, was diese verdient z. B. den Menschen dort, die sich trotz des schlechten Wetters dazu aufrafften, sich da hinzustellen und Gesicht zu zeigen. Und in dem Moment fühlt sich auch alles, was ich sage, richtig an.
Vor allem bin ich verblüfft, daß ich eigentlich kein Problem mit öffentlichem Sprechen oder Halten einer Ansprache vor anderen habe, ganz anders, als ich das noch als Junge z. B. in der Schule erlebt habe. Dort war es mir nämlich immer sehr unangenehm Referate zu halten oder generell vor größeren Menschenmengen zu sprechen. Das ist alles Passe.
Das hängt noch gar nicht mal mit der Zuhörerschaft zusammen, die auf den Demos natürlich deutlich offener als damals die Klassenkameraden sind, sondern vielmehr mit einer Klarheit, die ich gefunden habe, und mich nicht mehr an meinem Sein zweifeln lassen. Ich weiß, was ich verstanden habe, und kann das ohne Zweifel vertreten. Und vor allem: Ich erwarte nicht mehr verstanden zu werden. Sicher, schön, wenn das jemand tut, gut für denjenigen, aber brauchen tue ich das nicht. Das gibt mir dann erst die Freiheit, so zu agieren.
- 10.10.2020
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