Meine Stärke ist Betroffenheit (Minds)
*vorab: Mir tut das häufige Räuspern im Audio die ersten fünf Minuten wahnsinnig Leid. Ich hoffe es ist nicht zu unerträglich, es sich anzuhören. Ich fand meine Aussage darin aber doch zu wichtig, um es deswegen nicht hochzuladen.
Warum ich leide, wenn andere sich zerstören
Es ist eben nicht nur das Rauchen. Es tut einfach weh, wenn andere sich und ihr Leben, ihr Potential, ihre Möglichkeit, sich zu verwirklichen, einfach nur in den Dreck schmeißen, darauf spucken und auf ihr wahres Selbst treten. Es wäre eher traurig, wenn es mich nicht belasten würde.
Die Zustände auf der Straße, Verbrechen, fettleibige Menschen, Menschen vor den Smartphones, vor dem Fernsehen, der Zerfall eines ganzen Landes inklusive Austausch der Jugend, all das läßt mich nicht kalt, und genau darauf kann ich nicht nur stolz sein, es ist mein Lebenselixier, es ist das, was mein Herz schlagen läßt, mir unermeßlich viel Energie gibt, so daß ich sogar regelmäßig noch morgens vor der Arbeit Laufen gehen kann, was ich lange Zeit nie hätte bewerkstelligen können.
Ich leide z. B. auch, wenn ich Frauen sehe, die sich einen Mann geangelt haben, mit dem sie offensichtlich unzufrieden sind, weil er kein Gefühl in die Beziehung bringt, sie als selbstverständliches Beiwerk nimmt. Und trotzdem bleibt sie bei ihm, um weiterhin einer Lügenmoral treu zu bleiben. Er ist halt im Kommilitonen-, Kollegen-, Vereins-, oder Bekanntenkreis eben zufällig da gewesen oder anerkannt, deswegen ist sie mit ihm zusammen, und nicht wegen seiner charakterlichen Qualitäten. Und das zu sehen tut einfach weh.
Am schlimmsten ist aber mitanzusehen, wenn Menschen wie tot vor irgendwelchen Bildschirmen sitzen, und sich dort Lügen reinpfeifen. Meine Eltern, wie damals auch ich, saßen sicher Stunden vor der Glotze, und die Unzufriedenheit, die wir dabei ausstrahlten, läßt es mir kalt den Rücken runterlaufen. Man ist nicht bei sich, macht nichts, ist total ausgebrannt, aber es wird nichts unternommen, um da rauszukommen.
Wenn ich also scheinbar andere bewerte oder schlecht über sie rede, dann ist der Anlaß entscheidend: Fühle ich mit der Innenperspektive mit (die übrigens identisch mit meiner ist), mit dem, wie dieser Mensch mit sich und der Welt umgeht, und wie sehr ihm das schadet, oder ist es nur Kritik ohne eigene Betroffenheit. Das ist wichtig. Folgendes Diagramm habe ich hierzu erstellt:
Der Punkt dabei ist, daß mich und andere nichts unterscheidet. Gar nichts. Innerhalb, wie außerhalb des Kreise (man könnte das mit der Haut als Körpergrenze, oder der Ego-Barriere der Psyche vergleichen), ist genau die selbe Substanz bzw. im Grunde Nichts, oder auch einfach: Einheit. Wie genau man das jetzt nennt ist unwichtig, es ginge auch: Wirklichkeit oder Ganzheit.
Je durchlässiger jemand für das ist, desto durchsichtiger werden die Grenzen, und desto eher wird erkannt, daß zwischen mir und anderen kein wirklicher Unterschied besteht. Das Problem ist aber, daß wir immer die Welt durch diesen Filter sehen, d. h. jemand mit einem geschlossenem Ego wird außen immer auch andere geschlossene Egos in der Welt sehen, auch wenn beide dieselbe Wirklichkeit durchdringt, ob sie das wahrhaben wollen oder nicht.
Die Wirklichkeitsperspektive sieht keine Grenzen mehr, weil es sie nicht gibt.
Das, in dem alle Wesen ruhen, und was in allen Wesen ruht, das allem Gnade verleiht, die höchste Seele des Universums, das zeitlose Sein, das bin ich. - aus den Amritabindu Upanischaden
Auch ich habe natürlich noch Verdunkelungen im Kreis, d. h. ich habe hin und wieder doch auch Anwandlungen, andere als böse abzutun, und vergesse dabei dann, wer ich und der andere eigentlich sind. Aber hin und wieder kommen Lücken auf, was mich vom Alltagsmenschen insofern unterscheidet, daß der ständig abgepanzert ist. Jemand wie z. B. Ramana Maharshi hatte das nicht, sein Kreis wäre nicht mal gestrichelt, bei ihm ist nicht mal ein Kreis. Das mal als Veranschaulichung.
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Ich beschrieb jetzt die negative Seite, d. h. das Sehen, wie andere sich selber betrügen, und das Fühlen der Betroffenheit dabei. Genauso muß es auch positiv gehen, d. h. jemanden Sehen, der sich selber verwirklicht, und dabei spüren, wie viel mir das selber gibt, es als Beispiel nehmen und anwenden. Auch das führt zurück in die Einheit, wenn nicht mit noch mehr Wirkung.