Traum: Ich stehe in einer Wartehalle mit einer großen Anzeige, auf der Nachrichten gezeigt werden. Ich erkenne es als Lügen und spreche sie alle offen an, mache mich darüber lustig, zerreiße es regelrecht. Um mich herum sind lauter Staatsbedienstete, vor allem vom Sender BR.
Später wird ein junger Mann angeklagt: Er habe Sex mit einer jungen Frau gehabt, und wäre nun schuldig. Sie wäre zu jung, wobei er weiß, daß sie alt genug war. Ich verteidige ihn, sage, daß die Frau es doch genauso wollte und ihn verführt hat. Wieso wird nur er angeklagt? Außerdem plädiere ich darauf, daß jeder doch diesen Impuls bei sich kennt, wieso ihn also bei ihm verurteilen?
Der erste Traum steht im Zusammenhang mit meiner Arbeit vor zwei Wochen beim BR. In der Kantine dort, als ich die Mitarbeiter sah, und die ganzen Bildschirme in denen permanent die Nachrichten abliefen, wurde mir sehr mulmig zumute. Ich verfolge die Nachrichten schon eine ganze Weile nicht mehr, und reibe mich normal auch nicht an den Lügen, die dort verbreitet werden, aber im Traum habe ich gemerkt, wie gut es mir tut, das nicht nur zu sehen, sondern auch die Gefühle, die damit einhergehen, auch rauszulassen. Es heilt.
Das mit dem Sex ist offensichtlich: Hier kämpft eine Instanz in mir, die alles, was damit zusammenhängt als unspirituell, und zu Selbstverlust führend, abtut, gegen die bösen Neigungen und Wünsche. Das ewige Dilemma. Die Ankläger, nicht zufällig im Traum auch diese BR-Medienleute, verbildlichen recht schön den verinnerlichten Zensor und Verurteiler. Wieso denke ich an Sex, ich dürfe das doch nicht, das bringt doch nichts, immer das gleiche Zeug! Zu lange habe ich mir schon ein Selbstbild von jemandem geschaffen, der bei Frauen nicht landen kann, und deswegen den einsamen Weg des Sich-selber-finden-Wollenden geht, um mit dieser Verkümmerung doch noch irgendwie zurechtkommen zu können.
Das Verurteilen ist aber eindeutig falsch, weil es da nichts zu verurteilen gibt. Mir kommt auch: Die Gesellschaft hat gewaltige Barrieren aufgebaut, die natürlichen Sex schier unmöglich machen. Aufpassen, daß jemand nicht unter 18 ist, Frauen haben Angst sich zu schnell herzugeben, man darf nur einen Partner haben usw. usf.
Letztens haben in meiner Gegenwart sich auch zwei Männer meines Alters unterhalten, wobei ich nicht mitgeredet, nur nebenbei etwas zugehört habe. Ich war aber recht entsetzt, um ehrlich zu sein, denn auch sie haben die Standardmoral zu 100% verinnerlicht. Ja, wie kann die Mitbewohnerin von dem einen nur so schnell die Partner wechseln, oder sogar zwei gleichzeitig haben? Mit der stimmt doch was nicht. Wieso aber? Laßt sie doch ihre Sexualität genießen! In meiner Position aber kann ich nur jeden beneiden, der das noch tatsächlich erlebt.