Gurdjieff beschrieb Folgendes (nicht genau der Wortlaut, aber die Bedeutung sollte rüberkommen):
Die Schwierigkeit besteht darin seine Einbildungen loszulassen. Das ist, woran die Menschen hängen. Sie sind bereit alles aufzugeben, nur nicht ihre Einbildungen.
Beispiel, auch für mich immer wieder aktuell: Geschlechterleben. Ich meine noch oft, da würde irgendetwas Großartiges auf mich warten, und genau das ist eine Einbildung. Da ist nichts, da war nichts und da wird nie etwas sein. Wieso? Nicht, daß da keine schöne, erfüllenden Erfahrungen möglich sind, das kann durchaus sein, genauso wie das Essen einer Sahnetorte oder das Erhalten einer Thai-Massage, aber hier ist schon der Punkt: Es ist eine körperlich-sinnliche Erfahrung, die keinen Sinn und Zweck liefern kann. Es heißt nicht, sie zu vermeiden, sie abzulehnen, wie Mönche, sondern einfach das Durchschauen des Versprechen, daß dir diese Erfahrung etwas gibt, was sie in Wahrheit aber nicht geben kann.
Man muß hier auch keine Wünsche abtöten, oder dergleichen Unsinn. Es gilt einfach die Tatsachen zu sehen, daß man in eine Sache etwas hineininterpretiert, das sie gar nicht liefern kann. Ist das nicht auch der Grund für das viele Unglück in Männer-Frauen-Interaktionen? Weil da etwas gesucht wird, was darin gar nicht zu finden ist, das aber erwartet wird, z. B. Glückseligkeit, Zufriedenheit, Erfüllung, Sinnperspektive usw. usf.
Ich merke, daß der eigentliche Wert der Mann-Frau-Interaktion sich erst dann in seiner Schönheit offenbaren kann, wenn all die falschen Einbildungen darüber, was es einem geben sollte, niedergelegt werden, besonders auch die gesellschaftlichen Suggestionen darüber.
Das eigene Selbstbild hat daran aber kein Interesse. Es hängt an einem Größenwahn, das Schicksal in diesem Schwerpunkt bekommt außerordentliche Bedeutung und Wichtigkeit. Wenn es nicht das Erfolgsego ist, welches ohne Probleme Kontakte mit Frauen einfädeln kann und sich frägt, wo denn da bitte das Problem sein soll, dann ist es das Loserego, welches aber genauso ein Interesse an der Aufrechterhaltung dieses Zustands hat, denn es ist erst überhaupt seine Existenzgrundlage.