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Über das Limit gehen


Ich bin immer wieder verblüfft, wie unwichtig es ist, ob man Lust zu etwas hat. Wichtig ist nur das Interesse an einer Sache. Auf der Arbeit hatte ich z. B. öfter keine Lust am Lager noch einige Sachen zu reparieren, festzuschrauben oder zu reinigen. Letztlich überwag aber doch der Drang, die unaufgeräumten Bereiche oder kaputten, unvollständigen Werkzeuge wieder in Schuß zu bringen, auch wenn der Feierabend in Aussicht stand. Das Gefühl eine Sache bereinigt zu haben, die vorher offen war, führte so in einen regelrechten Flow, in dem eine Sache nach der anderen wieder zur Funktion oder in Ordnung gebracht wurde. Es war schon fast ein Rausch, und die Befriedigung wuchs mit jedem Erfolg. Sogar Maschinen schloß ich eigens an, Heißluftföhn, um den Plastikrechen anzuschmelzen, damit er sich von dem Stil löst, oder auch Schlagbohrhammer, um Dübel mit Schrauben in die Wand zu befestigen, um eine Werkzeugwand aufzuhängen. Hätte ich mir vorher vorgenommen das zu tun, es wäre nie passiert, denn ich hätte gesagt, daß ich nach der Arbeit zu müde dafür bin.

In Auf der Suche nach dem Wunderbaren wurde das mit den Akkumulatoren erklärt, und ich finde diese Beschreibung hier sehr verständnisreich. Man meint nämlich: Die Anstrengung, die man vorher bereits geleistet hat, sei bereits das Limit, es ist einfach keine Energie mehr für Weiteres da. Es wird jedoch so erklärt: Da fängt man überhaupt erst an, den eigentlichen Motor anzuzapfen, und eben nicht nur Energie aus den Batterien/Akkumulatoren zu beziehen. Natürlich kann ich das wissenschaftlich nicht beweisen, aber die Vorstellung hilft, um sich klarzumachen, daß das Limit, welches der Verstand setzt, noch lange nicht die Grenze ist, die eigentlich möglich ist.

Man kann das auf viele weitere Begebenheiten im Alltag anwenden: Sachen bei sich in Ordnung bringen, ausnisten, putzen, auch Bewegung wie Laufen, Fitneßstudio. Überall scheint die Grenze schnell zu kommen, an der man sagt, daß es reicht. Das Weitermachen ist aber nicht als aufgezwungener Krampf zu verstehen, sondern bei mir geht das nur, weil die Neugier auf das Ergebnis stärker ist; ich mache eine Sache einfach, um dann zu sehen, was letztlich passiert und entsteht. Die Zufriedenheit, die daraus erwächst, z. B. eben, wenn etwas repariert und einwandfrei ist, ist durch nichts zu ersetzen. Wie gesagt: Mit selbstabverlangender Selbstüberwindung hat das nichts zu tun, sondern es ist eine Entscheidung für die Klarheit und Makellosigkeit. Nur dadurch enstehen dann alle Schritte und die Mobilisierung der Energie.


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