Bin jetzt doch ziemlich reif für den Urlaub. Hatte ein langes, hartes Arbeitsjahr. Gerade heute war noch mal ein sehr anspruchsvoller Tag, und auch morgen ist noch ein letztes Mal Power angesagt. Deswegen freue ich mich sogar erst recht auf die ruhigen Tage.
Oft werde ich dann jedoch die erste Zeit eher depressiv. Es gibt nichts zu tun, nichts scheint zu passieren. Nun, scheinbar. Es ist einfach unangenehm wieder mehr mit sich selber zu tun zu haben, nachdem sonst alles andere wichtiger war, einen in Beschlag genommen hat.
Klar, die Herausforderungen und Aufgaben im Beruf und im Alltag sind immer sehr spannend und fordernd, aber zu oft dient das der Selbstvergessenheit. Workaholics haben das ja sehr stark. Die können gar nicht mehr ruhig sitzen, ohne Ablenkung, fangen an zu zittern, wenn sie mal tätigkeitslos in der Supermarktschlange oder im Wartezimmer sitzen.
Nun bin ich heute nach langer Zeit wieder mit Kopfschmerzen konfrontiert gewesen. Es scheint sich wohl eine Krankheit bei mir anzubahnen, habe ich so das dumpfe Gefühl. Es klingt absurd, aber irgendwo fände ich es interessant, wenn sie sich entfalten würde. Nein, es wäre logisch und begrüßenswert. Einfach mal flachliegen und sich Raum zur Heilung geben. Hin und wieder ist das wirklich fällig.
Das aber nur eine Ahnung. Vielleicht ebbt das wieder ab. Das wird sich zeigen. Ist letztlich auch gar nicht so wichtig. Solange der Körper funktioniert, seine regelmäßige Pflege und Wartung bekommt, ist der Fokus auf ihn nicht übermäßig nötig. Wenn er krankt, dann ist Auskurierung angesagt, und wenn er läuft, dann kann er dir ein treuer Diener sein. Damit ist das Kapitel Körper genauso abgeklärt.
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Heute einen Kollegen laut und forsch angegangen, nachdem er unsere Systematik im Pflasterlegen durcheinander gebracht hat. Er ging dann entrüstet weg. Später bin ich zur Straße hingegangen, um ihn zu suchen, wo er wohl etwas beleidigt dasaß. Wir führten dann ein kurzes, ausgleichendes Gespräch. Er war dann wieder bereit, das Verlegesystem zu verstehen und mitzuhelfen.
Er hat einen gutmütigen Charakter, geht meist sehr stürmisch an die Dinge heran, denkt davor wenig nach. Viele belächeln ihn deswegen. Ich finde aber, daß er ein vorbildliches Anliegen hat, selbst wenn ihm dann vieles nicht auf Anhieb gelingt, und auch Fehler passieren. Er versucht einfach sein Bestes zu geben und einzubringen. Das ist alles immer noch besser, als aus Angst vor Mißgeschicken ständig zu kalkulieren und zu feilschen, wie viel Energie denn einzubringen wäre. Er gibt einfach Gas, möchte beitragen. Das finde ich sympathisch, weil es jungenhaft, ehrlich und unberechenbar ist.
Das Gegenteil sind ja z. B. diese Parteifunktionäre: Kühl, berechnend, karrieregeil, nur auf das eigene Prestige aus. Ein ganzes Volk wird geopfert, aber Hauptsache ich bringe die Schäfchen ins Trockene. Eine widerliche Haltung, die seinesgleichen sucht. Dann lieber einen naiven, gutherzigen Landschaftsgärtner, der Tag für Tag versucht, eine gute Performance abzuliefern, selbst wenn sie nicht immer von Erfolg gekrönt ist. Da ist die Orientierung wenigstens an echten Werten wie Fleiß, Produktivität und Schaffenskraft. Das andere verwaltet, schmarotzt und mästet sich nur an dem, was andere geleistet haben.