Bin ich nur ein Nachahmer? Sowas kommt mir manchmal im Verstand. Komm, alles was du tust und machst, kupferst du bloß von anderen ab. Selbsterkenntnis, Bloggen von G., das Videomachen von G., W. und D., Klavierspiel von L. und K., Gartenarbeit von M., Handball damals von J., M. und P., Laufen von S., Wandern von X.
Klar, diese ganzen Aktivitäten habe ich angefangen, indem ich gesehen habe, wie andere das machen. Wobei das stimmt nicht: Der Impuls Sachen dann selber zu machen, der kam letztlich immer von mir. Da war niemand anderes beteiligt, außer, daß diejenigen einfach nur das getan haben, was sie eben taten, komplett unabhängig von mir.
Außerdem: Es gibt eben schon gewisse Aktivitäten und Berufe auf dem Markt. Etwas komplett Neues, was vorher nicht da war, zu kreieren, scheint erstmal sehr schwierig. Von dem her ist es nun mal so, daß man in schon vorhandenen Dingen seine Herangehensweise mit hinein bringt, und darin dann vielleicht etwas Neues, Einzigartiges schafft.
Wobei man sagen kann, daß die Angebote, die es schon gibt, sei es Klavier spielen, Schreiben oder Gartenarbeit, seit mehreren Hundert Jahren bereits existieren, das heißt diese Instrumente haben sich als nützlich und hilfreich für Menschen bewährt. Und ich habe diese Sachen erstmal zu entdecken, weil ich nur meine Lebenszeit habe, um mich damit zu befassen.
Das ist auch mit der krasseste Irrtum der herkömmlichen Weltsicht. Die Beschränktheit der eigenen Lebenszeit und die Kürze, die darin enthaltenen Möglichkeiten zu nutzen, wird ignoriert. Es wird davon ausgegangen, daß es ja noch weiter geht, im Jenseits oder was weiß ich wo, was einem aber fatalerweise von der Dringlichkeit ablenkt, die hier gebotenen Chancen am Schopfe zu packen. Stattdessen wird weiter in eine Zukunft geträumt, die nie eintreten wird, ganz einfach, weil sie noch nie jemand erlebt hat, wo angeblich dann die tollen, interessanten Sachen für dich passieren.
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Heute nach langer Zeit wieder in der Sauna gewesen, diesmal im Neufun. Mehrere Gänge bei 85°C gehabt, außerdem noch im Dampfbad. Abkühlung draußen, unter der Dusche oder im Kühlbecken. Dazu dann noch etwas im Hallenbad geschwommen. Hat richtig gut getan, nachdem ich die letzten Tage doch sehr von der Kälte draußen durchgenommen wurde. Werde mir das jetzt wohl öfter mal gönnen.
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Weiter gelesen in "Bergkristall" von Adalbert Stifter. Die Detailtreue seiner Erzählungen berührt zutiefst. Jede Einzelheit wird gewürdigt und geschätzt. Jedes Kind, jede Heuwiese, jeder Schneefleck des Dorfes "Gschaid" wird regelrecht gefeiert. Hoch anzurechnen, diese liebenswürdige, sehr sensible und behutsame Art. Sofort ist da ein Gefühl, gut aufgehoben zu sein.
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Soeben zufällig auf eine Antwort für oben gestoßen in dem Text hier (aus "Zur Entwicklung von Werten bei Adalbert Stifter" aus dem Neue Religion Wiki):
Der Mensch findet Vorgegebenes vor, das er studieren und von dem er lernen kann. Aber sein Lernen ist nicht ein Nachahmen und erzwungenes Sich-Einfügen in herrschende Vorstellungen, sondern ein Sich-inspirieren-Lassen durch Beispiele. Besondere Leistungen der Vergangenheit sollen nicht erdrücken und einengen, sondern Mut machen und das Feld der Möglichkeiten öffnen. An ihnen läßt sich der eigene Blick schärfen und ein tieferes Verständnis entwickeln. Bei alledem geht es darum, dem Lernenden erst recht zur eigenen Urteilsfähigkeit zu verhelfen, ihn nicht nur an seinem Verstand, sondern auch an seinem Herzen, seinem Gefühl, seiner Intuition anzusprechen und dort etwas zum Klingen zu bringen.
So, und nur so kann etwas entstehen, was original ist (also echt, unverfälscht, aus sich heraus schöpferisch). Wer mit Qualität in Berührung kommt, der ist selber an der Schnittstelle. Selber diese in das eigene Leben lassen, oder verweigern, ignorieren, sie ausschließen, geschweige denn bekämpfen, weil sie dich als ganzen Menschen fordert? Jeder steht vor dieser Frage.
Wer sie anerkennt, der wird ihr dienen. Und in diesem Dienst, ist er Sklave und König gleichzeitig. Die Qualität diktiert, was stimmig ist, und das kann sehr demütigend sein. Aber wer sie anerkennt, der wird von ihr so unermeßlich bereichert, daß dieser Reichtum sogar den aller Königshäuser dieser Welt zusammengenommen übertrumpft.