Zurzeit habe ich oft das Gefühl in der Leere zu schweben. Die letzten Tage schien eine latente Negativstimmung mit dem frühlingshaften Wettereinbruch, durch einen größere Lebensfreude abgelöst zu werden, obwohl das Wetter erstmal wieder schlechter wurde. Irgendwie mag ich es trotzdem, wenn es kalt wird, weil sich damit auch Kräfte in mir bündeln. Die Körperenergie bleibt dann quasi erhalten, beschränkt sich auf das Wesentliche, wird nicht so schnell verausgabt.
Ich bin gestern die übliche Strecke mit meinem Toyota von Freising nach Waldkraiburg über Erding und Dorfen zum Training gefahren, doch ich habe dabei phasenweise gemeint, ich würde die Strecke zum erstenmal nehmen, wobei ich sie schon zigmal passiert habe. In dem Moment wußte ich irgendwie, daß ich vorher gar nicht wirklich an den Orten vorbeigefahren bin, sondern immer nur ein Abklatsch dessen gesehen habe.
Die Orte, die Straßen und die Landschaften waren ganz frisch. Ich weiß auch gar nicht wirklich, wenn ich mich das so frage, was da letztlich genau ist. Wir haben Namen und Bezeichnung für all das, das sind Ortschilder, Flußnamen, Werbeschilder, aber in Wahrheit sind das reine Abstraktionen, die wenig bis gar nichts mit der Realität zu tun haben. Sie suggerieren, daß da irgendetwas festes ist, daß man z. B. schon sicher weiß was Wasser ist, was ein Baum ist, was ein Haus ist, aber eigentlich sind das nicht die Sachen selber. Gestern ist zu der Zeit die Sonne untergangen, und die Atmosphäre hat deswegen orange geschimmert, was allem einen nebulösen Charakter gegeben hat. Allein das ergibt neue Wahrnehmungsnuancen.
In dem Moment, während des Fahrens, dachte ich, daß das wohl die Präsenz ist, nach der ich immer suche, die aber sonst immer verschütt zu sein scheint. Aber diese Selbsterinnerung ist, wenn sie da ist, zweifellos. Es ist wirklich ein merkwürdiges Phänomen, weil ich weiß, daß es da ist, aber daß ich trotzdem nichts unternehmen kann, um dahin zu kommen. Ich bin in der Sache hilflos, weil sie nichts ist, was ich haben kann. Denn sonst ist ja alles, was ich kenne, etwas das ich mir erarbeite, erlerne oder erwerbe und dann quasi besitze, d. h. womit ich dann wie ich will agieren und hantieren kann.
Die Präsenz wird mehr oder weniger präsentiert, und ist nicht haltbar. Ich werde auch nie sagen können: “So, jetzt habe ich das, jetzt bin ich am Ziel, jetzt kann ich mich zurücklehnen, denn ich habe das Geheimnis gelüftet.” Klar, vom Verstand her, ist das die übliche Vorstellung, denn nur so funktioniert er in seiner Weise. Aber er wird nie eine Lösung finden, weil er die Lösung nie kennen kann.