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Ich habe (k)eine Ahnung


Es ist eines der ersten Videos, die ich gemacht habe. Eigentlich war ich dort schon an der richtigen Einstellung. Ich habe erst dadurch eine gewisse Offenheit gehabt. Ich wußte, daß ich nichts wußte, und dadurch wußte ich ja etwas. Und genau dieses Wissen ist mehr wert als jegliches anderes Wissen. Diese Unwissenheit darüber, was man hier eigentlich soll und macht. Sich einfach einzugestehen, daß das was man bisher gemeint hat zu kennen, ein schwacher Abklatsch dessen ist, was wirkliches Wissen ist.

Wie ein Volksfestkarrussel für Kinder drehen sich die Erscheinungen scheinbar auf irgendein Ziel hin. Doch in Wahrheit dreht es sich immer um dieselbe Achse, die immer unbewegt da steht. Alle bunten Fahrzeuge, Pferdchen, Flugzeuge, Schiffe, Tassen, Farben und Lieder sind zwar da, wirken lebendig und bewegen sich, aber sie führen nirgendwo hin.

Und mich springt es richtig an, wenn ich von den neuesten Errungenschaften des Menschen höre. Wahrscheinlich mache ich das selber auch, aber es fällt mir nur so auf. Ich habe zufällig mal irgendwo im Radio gehört - im Normalfall höre ich das nicht -, wie Wissenschaftler jetzt etwas extrem wichtiges herausfinden wollen, nämlich soll im CERN in der Schweiz ein Experiment durchgeführt werden, welches den Urknall und die Existenz von schwarzer Materie beweisen soll. Ich hätte das früher als unglaublich wichtig empfunden, denn da geht es ja um den Fortschritt der Erkenntnisse der Menschheit. Das ist doch essentiell, nicht? Doch irgendwie fiel mir auf, daß man auf diese Weise nie wirklich die Geheimnisse dieses Universums lüften kann.

Der einfach Grund ist: Man klammert sich selber die ganze Zeit aus. Man sieht nur die Vorgänge, eben jenes Karrussels, und ignoriert komplett den statischen Pfahl in der Mitte, der die Grundvorraussetzung für das Drehen ist. Erst wenn auch der mit einbezogen wird, kann man z. B. ganz leicht die Urknalltheorie über den Haufen werfen, denn hat man je einen Urknall erlebt? Wenn es einen Urknall gegeben hat, wieso soll alles Schaffen in diesem Kosmos in einem Endknall wieder vernichtet werden? Wozu dann überhaupt das ganze Theater? Man merkt schon, daß auf der rein äußerlichen Ebene überhaupt keine Klarheit zu finden ist. Erst in der Realisierung des eigenen, unbestreitbaren Seins kann wahre Einsicht geschehen. Dann kommen auch alle Antworten, die einem die Wissenschaften nie geben konnten. Aber ich merke auch hier, daß man ganz leicht wieder in das Verkünden von Erkenntnissen rutschen kann, obwohl es auch spannend sein kann sein Verständnis an diesen Fragestellungen zu überprüfen.

Wenn ich jetzt an dem CERN an diesem Experiment arbeiten müßte, dann würde ich das aber schon, alleine wegen des Einblicks, machen. Es wäre für mich unglaublich spannend. Wieso nicht? Man kann sich natürlich auch einreden, man stünde da jetzt drüber, oder? Wenn ich da mitarbeite, dann würde ich schon versuchen zu verstehen, was das eigentlich bringen soll. Was hat das für einen Nutzen? Was für einen Nutzen hat es, wenn die Menschheit weiß, daß dunkle Materie existiert? Kann man das wahrnehmen, in Energie umwandeln, schmecken, essen, fühlen? Vielleicht können einem die Wissenschaftler ja die Antworten geben. Doch meinem Gefühl nach ist der einzige Nutzen in dieser Tätigkeit nur darin zu sehen, daß man sich als tätigen Menschen erfährt. Die Erkenntnisse sind außer für den vorübergehenden praktischen Nutzen, wenn es denn einen gibt, ohne Wert. Im Moment, wo man sich in der Aufgabe erfährt, die man als sinnvoll empfindet, ist genau da schon der Sinn des Universum mit enthalten, nicht in dem Ergebnis des Beweises des Urknalls. Was für einen Wert hat denn dieser Beweis für einen selber? Wie lebt man denn dann sein Leben, wenn man mit diesem Beweis lebt? Da ist doch gar kein Unterschied! Der einzige Unterschied wäre da, wenn man die Genugtuung aus dem Resultat tief befriedigend empfindet. Man hat monate- oder jahrelang hart daran gearbeitet, um nun das Projekt zu präsentieren. Da ist man wieder auf der persönlichen Ebene.


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