Ich habe das schon öfter in meinem Leben gesagt bekommen, vor allem wenn es um das Beobachten von zwischenmenschlichen Interaktionen und meinem Innenleben dazu geht. Ich würde den Humor der anderen nicht verstehen, würde Dinge zu engstirnig, oder sogar zu persönlich nehmen, was so gar nicht gemeint wäre. Ich würde Dinge empfinden, die so gar nicht real wären; wäre zu empfindlich, ließ ich mir bis heute immer anheften.
Was ich an diesen Vorwürfen nicht gemerkt habe: Implizit wird damit gemeint: Das, was ich als wahr nehme (daher auch "wahrnehmen), kann nicht richtig sein. Die richtige Interpretation ist irgendwo da draußen, entweder bei den anderen Leuten, oder objektiv irgendwo in der Welt, da schwebt die Wahrheit irgendwie frei im luftleeren Raum. Ich bin völlig irrelevant, die Wahrheit kann überall sein, aber sicher nicht bei mir bzw. sie ist überall, außer eben da, wo mein Körper zu sein scheint, dort schon mal ganz sicher nicht.
Vor allem ist der Vorwurf idiotisch, ich würde Dinge zu persönlich nehmen. Wie soll man die Dinge sonst nehmen, ist da meine Frage? Etwa unpersönlich? Wer sich als Mensch persönlich nicht betroffen fühlt, was ist er dann noch? Ein Stück Fleisch, neutral wie ein Stuhl oder Beton? Alles, was ich erlebe, kann ich nur von der Warte dieses Menschen aus sehen, und das ist nun mal eine persönliche Erfahrung. Ich habe noch niemanden gesehen, der da irgendwie drüber schwebt und nicht in dieser Existenz involviert ist (abgesehen von manchen aus indischen, spirituellen Traditionen, die sich gerne auch mal als Avatare oder Übermenschen aufspielen.). Wenn in diesem Land, in der Familie, in meiner Firma, in der Nachbarschaft etwas schief läuft, dann bin ich als Mensch betroffen, und nicht einfach nur entrücktes Bewußtsein.
Anzumerken ist sicher: Das Persönliche, Menschliche ist nicht alles, denn das Unpersönliche, und das ist durchaus richtig, ist im Hintergrund immer unverändert präsent, während im Vordergrund das ganze Erleben stattfindend. Das ist aber nicht das, was diese Feedbackgeber von mir wollen, daß ich mich darauf zurückbesinne, sondern sie nervt schlichtweg nur meine individuelle Art, die sie am liebsten ausgetilgt und angepaßt haben wollen. Das ist die Motivation, und nicht, daß ich zu einer Wahrheit finde, das sollte mir jetzt hier langsam mal klar werden.
Für diese Leute gibt es keine Wahrheit. Da gibt es nur viele verschiedene Meinungen, widerstreitende Tendenzen, Verwirrung und Zersetzen jeglichen Erkenntnisgewinns. Und das kann ich diesen Leuten noch nicht mal vorwerfen, denn sie sind wie Roboter schon von Kindesbeinen dahingehend fehlprogrammiert, alles wichtig zu nehmen, außer sich selber. Besonders in Deutschland ist der Kollektivdruck so dermaßen hoch, daß der Einzelne dabei, wenn er das nicht durchschaut, davon komplett überrannt wird, sich selber vollkommen vergißt und nur noch das nachplappert, was alle um ihn herum auch denken. Das ist dann praktisch schon der vorweggenommene Tod dieses Wesens.
Bei sich selber anzukommen, ist das Letzte, was diese Menschen wollen würden, denn damit wäre sogleich die ganze innere Verbindung zu diesem Gemeinwesen auf einen Schlag abgekappt, der Mensch nun vollkommen auf sich gestellt. Da wäre kein Bezugsrahmen mehr an dem er sich orientieren könnte (was keine Orientierung ist, sondern einfaches Mitschwimmen im Strom, schauen auf andere). Er würde einfach ins Leere fallen, wo es aber nur scheinbar öde, langweilig und schrecklich ist. In Wahrheit wartet dort erst die eigentliche Berufung auf einen, erst da kommt ein Mensch überhaupt erst in die Position, aus sich selber schöpfen zu können, nicht nur das nachzuäffen, was Millionen andere schon tun.
Erst dieser Mensch kann die Wirklichkeit nicht nur richtig interpretieren, sondern sie endlich so sehen, wie sie ist. Das geht nur wenn die fremden Suggestionen und Bewertungen im eigenen Verstand durchlässiger geworden sind, nicht mehr geglaubt werden. Erst ab da ist überhaupt ein unvoreingenommener, frischer Blick möglich.
Und das geht meiner Erfahrung nach nicht von heute auf morgen, sondern muß längerfristig angestrebt werden, denn es erfordert massiv Energie und Einsatz, die Gewohnheits-Denk- und Sichtweisen zu überwinden. Und wie naiv muß man sein, zu meinen, daß die Menschen in der eigenen Umgebung diese Arbeit auf sich nehmen wollen? Da ist die Wahrscheinlichkeit höher von einem Meteoriten getroffen zu werden, als daß etwas in dieser Richtung passiert.
Auch das muß ich mir immer wieder vergewissern, denn ich erwarte naiverweise immer, daß andere Menschen doch genauso verstehen müßten, was ich sage, denn schließlich sind wir ja alles Menschen, d. h. wir erfahren in den Grundsätzen doch alle etwas ziemlich Ähnliches, oder? Nichts könnte entfernter von der Realität sein: Wer mit seinem Verstand identifiziert ist, nimmt alles verzerrt war. Alles. Sich selber, andere Leute, die Welt. Der lebt nicht im Hier und Jetzt, sondern in Scheinkonstrukten seines mentalen Überbaus. Und damit habe ich nichts zu schaffen, genausowenig, wie Tiere, die nicht diesen hypertrophen Verstand haben. Ich habe nichts zu schaffen, mit den Interpretationen dieser Leute über mich. Das Einzige, was diese "Verstandesmenschen", wie ich sie jetzt mal nenne, tun, ist unnötiges Leiden zu erzeugen. Indem sie die Welt in das enge Korsett ihrer Vorstellungen zu zwängen versuchen, alles reglementieren wollen und, wie man heute zunehmend sieht, zensieren, Maulkörbe verhängen, nur damit ihre Phalanx aus Lügen nicht zusammenbricht, worunter aber jedes natürliche Wesen zwangsläufig leidet z. B. kleine Kinder, Tiere, aber auch die Körper dieser egogepanzerten Menschen, die völlig verspannt und steif werden. Diese Leute müssen erstmal dieses Hauptproblem lösen, dann können wir weiterreden.
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